Das gibt zumindest das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in seiner neuen Nutzungsdauertabelle für Bauteile an. Dämmstoffübergreifend wurde die Nutzungsdauer für Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) von bis dahin 40 auf jetzt mindestens 50 Jahre angehoben. Darüber hinaus gab es zahlreiche weitere Aktualisierungen.
In einer mehrmonatigen Kommentierungsphase hatten Branchenbeteiligte aller in der Tabelle erfassten Bauteile die Möglichkeit, sich mit aktuellen Fakten und Stellungnahmen in die Neufassung einzubringen. Der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) verwies in Bezug auf WDVS unter anderem auf die seit den 70er Jahren laufenden regelmäßigen Prüfungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP an mit WDVS versehenen Geschosswohnungsbauten. Das zuletzt 2024 durchgeführte Monitoring des IBP hatte keine gravierenden Mängel an den gedämmten Fassaden ergeben. „Zusätzlich hatten wir unsere Mitgliedsunternehmen aufgerufen, dem BBSR weitere Objektbeispiele für die Dauerhaftigkeit von WDVS zu melden“, erläutert Dr. Sebastian Dantz, der beim VDPM Referent für Dämmtechnik ist. „Die grundlegend positiv ausfallenden Ergebnisse der Langzeituntersuchungen haben nun wesentlich dazu beigetragen, dass das BBSR die Nutzungsdauer von 40 auf jetzt mindestens 50 Jahre erhöht hat.“
Auch Putze mit längerer Nutzungsdauer
Positive Veränderungen gab es auch in anderen Bereichen, die der VDPM vertritt. Bei den Nutzungszeiten von Außenputzen etwa konnten Steigerungen zwischen 11 und 50 Prozent erreicht werden. Bei Innenputz wurde eine Erhöhung der Nutzungsdauer um 26 Prozent bei Sanierputzen vorgenommen.
Die neutrale BBSR-Tabelle hat generell eine hohe Bedeutung zur Abschätzung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer von Bauwerken und ihrer Bestandteile. Sie bietet Richtwerte, die Planern, Architekten, und Investoren helfen, die Lebensdauer von Gebäuden und Infrastrukturen realistisch einzuschätzen. Verwendung findet die Tabelle vor allem bei der Berechnung von Lebenszykluskosten (LCC) und Ökobilanzen (Life Cycle Assessment, LCA). Sie ermöglicht die Identifizierung und Quantifizierung der verschiedenen Kosten, die über den Lebenszyklus eines Gebäudes anfallen, einschließlich Bau-, Betriebs-, Instandhaltungs- und Rückbaukosten. In Kombination mit Daten zu Materialverbrauch und Energieaufwand kann die Tabelle zur Erstellung von Ökobilanzen verwendet werden, indem sie Aufschluss hinsichtlich der Umweltwirkungen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes gibt.
Entscheidungsgrundlage für Baumaßnahmen
„Die Tabelle ermöglicht einen direkten Vergleich verschiedener Bauweisen und Materialien hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen und ökologischen Effizienz“, so Dantz. „Diese Aspekte spielen heute im Entscheidungsprozess zur Planung und Bewertung von Modernisierungs- und Neubauvorhaben eine zentrale Rolle. Mit der neuen Tabelle steht uns ein wichtiges Instrument zur Nachhaltigkeitsbewertung unserer Produkte zur Verfügung.“ Die neueste Fassung der BBSR-Tabelle finden Sie hier.
