Eine CNC-Maschine bearbeitet eine Holzplatte mit Präzision.
Recyclingmasse ist der Ausgangsstoff für das Pressen neuer, formstabiler Spanplatten auf herkömmlichen Anlagen. (Quelle: Clemens Richter)

Nachhaltigkeit 2025-10-02T09:39:36.684Z Vom Reststoff zum Rohstoff

Ein innovatives chemisches Verfahren des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP ermöglicht das vollständige Recycling von Spanplatten. Auf diese Weise lassen sich aus dem Ausgangsmaterial wieder neue Holzbauteile herstellen, ohne Neumaterial einzusetzen.

Spanplatten sind heute aus der Baubranche und dem Möbelbau kaum mehr wegzudenken. Sie bieten eine hohe Formstabilität, effiziente Verarbeitung und gute Materialausnutzung. Doch bislang endete ihr Lebenszyklus meist mit der Verbrennung. Das Fraunhofer IAP hat nun ein chemisches Recyclingverfahren entwickelt, mit dem sich Holzspanwerkstoffe zu 100 Prozent wiederverwerten lassen – ohne den Zusatz neuer Späne oder Klebstoffe. 

Vom alten Schrank zur neuen Platte 

Im Projekt „Recycling von Spanholzwerkstoffen (ReSpan)“, in dem das IAP mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), der System 180 GmbH und der PreZero Holz GmbH zusammenarbeitete, wurde ein vollständig stoffliches Verwertungskonzept für Holzwerkstoffe erprobt. „Wir nehmen Holz gebrauchter Möbel oder Bauteile, das zerkleinert wurde, behandeln es in einem neuartigen Prozess mit einem eigens entwickelten Recyclingagenz und pressen daraus neue, formstabile Platten“, erläutert Dr. Mathias Köhler vom Fraunhofer IAP, der das Projekt koordiniert. „Das Besondere: Der ursprünglich eingesetzte Harz-Klebstoff wird dabei teilweise gelöst und durch das Agenz gezielt reaktiviert. Das Recyclingagenz lässt sich zu etwa 95 Prozent zurückgewinnen und kann mehrfach eingesetzt werden, ohne an Wirksamkeit zu verlieren“, so Köhler. Dieser chemische Prozess wurde am Fraunhofer IAP im Synthesetechnikum des Fraunhofer-Pilotanlagenzentrums für Polymersynthese und -verarbeitung PAZ bereits erfolgreich in den Technikumsmaßstab übertragen. 

Die gewonnene Recyclingmasse verarbeiteten die Forschenden im Anschluss zu Spanplatten. Dieser Schritt kann auf herkömmlichen Anlagen erfolgen. Gemeinsam mit der System 180 GmbH wurde im Rahmen des Projekts ein Möbeldemonstrator gefertigt, der die Praxistauglichkeit des Verfahrens zeigt. Emissionsmessungen wurden von der HNEE durchgeführt. Weitere Anpassungen des Materials für Bauanwendungen sind derzeit in Arbeit. Die PreZero Holz GmbH analysierte die Sortierstrategien für Altholz und bewertete die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Die Pfeifer Holz Lauterbach GmbH stand dem Projekt beratend zur Seite und brachte ihre Erfahrung in der industriellen Verarbeitung von Spanholzwerkstoffen ein. 

Partner gesucht  

Das im Projekt entwickelte Verfahren eignet sich insbesondere für die Produktion von Holzwerkstoffen im Bauwesen sowie für die Fertigung von Möbeln. Die System 180 GmbH sieht dabei in dem Verfahren großes Potenzial: „Für uns als Hersteller individueller Möbellösungen eröffnet das Verfahren neue Wege, um nachhaltiges Design mit funktionaler Qualität zu verbinden. Der Einsatz von Werkstoffplatten aus recycelten Hölzern könnte künftig nicht nur ökologisch, sondern auch ästhetisch ein Gewinn sein", sagt Francesco Coccia Leiter der Vermarktung der System 180 GmbH.  

Um das Verfahren in industrielle Anwendungen zu überführen und weiterzuentwickeln, sucht das Konsortium gezielt neue Projektpartner: „Insbesondere Sortierer und Recycler sowie Hersteller von Harzen, Holzwerkstoffen oder Möbeln sind eingeladen, sich zu beteiligen“, erklärt Köhler. 

Das Projekt wurde über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) durch das Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) gefördert. „Wenn es gelingt, Altholz stofflich im Kreislauf zu halten, kann der Bedarf an Frischholz deutlich gesenkt und ein echter Beitrag zur Ressourcenschonung geleistet werden“, betont Dr.-Ing. Andreas Schütte, Geschäftsführer der FNR. Das Projekt zeigt, wie sich solche Materialkreisläufe im Bausektor etablieren lassen – ein Ziel, das wir mit der Holzbauinitiative und Kreislaufstrategie des BMLEH konsequent verfolgen.“ Weitere Informationen >>>

zuletzt editiert am 02. Oktober 2025