Im Vortrag von Dipl.-Ing. Silke Sous vom AIBau in Aachen ging es um die „Schimmelinstandsetzung nach UBA-Leitfaden – Ziele und Nutzungskonzept“. (Quelle: RM Rudolf Müller Medien)

Schimmelpilze 5. April 2023 Schimmelpilzkonferenz: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Mehr als 90 Teilnehmer hatten sich am 16. März 2023 für die Berliner Schimmelpilzkonferenz angemeldet. Zusätzlich waren rund 60 Teilnehmer per Livestream zugeschaltet, die in den Pausen in separaten virtuellen Räumen die Fachausstellung besuchen konnten. Damit knüpfte die Veranstaltung im Hotel MOA in Berlin mühelos an „Vor-Corona-Teilnehmerzahlen“ an.

Die eintägige Veranstaltung bot wie immer ein breit gefächertes Vortragsprogramm rund um die Sanierung von Schimmelpilzschäden. Den Anfang machte Dipl.-Ing. Silke Sous vom AIBau in Aachen mit dem Thema „Schimmelinstandsetzung nach UBA-Leitfaden – Ziele und Nutzungskonzept“. Sie merkte an, dass über Schimmelpilzbefall nur gestritten würde, wenn Mieter, Versicherungsnehmer oder Wohnungskäufer der Auffassung wären, Instandsetzungskosten nicht selbst tragen zu müssen, sondern Ansprüche an Vertragspartner stellten. Zwar wäre der neue Leitfaden keine Grundlage der rechtlichen Anspruchsverhältnisse, er böte aber allen Betroffenen Hilfestellung bei der Festlegung von Maßnahmen im konkreten Einzelfall. Durch den Leitfaden seien die Anwender in der Lage konkret zu entscheiden, welche Maßnahmen notwendig seien, um einen gesundheitlich unbedenklichen Zustand eines Raums zu erreichen. Die Fachliteratur böte dabei die ideale Ergänzung zu Planern und Sachverständigen, deren Pflicht es ebenfalls sei, ihre Auftraggeber über wirtschaftliche Risiken durch möglicherweise übertriebene Aufwendungen aufzuklären.

Schimmelpilz und seine Ursachen

Einen Exkurs in die Bauphysik unternahm Dipl.-Ing. Uwe Pinther in seinem Vortrag „Sanierung von Schimmelpilzschäden aus technischer Sicht“. Er benannte die häufigsten Ursachen von Schimmelpilzbefall und machte das anhand von Beispielen sichtbar. Zu beachten sei dabei, dass die Feuchtelast stets von der Größe des Raumes und der Belegung zusammenhänge. Aber auch die Nutzung der Bewohner sei bei der Auslegung der Kriterien zu berücksichtigen. So könne es sein, dass die gewohnte Lüftung bei täglicher Nutzung ausreiche, im Falle von Besuch aber nicht mehr. Dichtigkeitsmessungen lieferten erste verlässliche Zahlen zur Erstellung von Lüftungskonzepten. Als mittel- und langfristige Maßnahmen empfahl er die Installation eines Datenloggers, die Prüfung der Heizkosten sowie Wohnungsbegehungen, um der Ursache auf die Spur zu kommen.

Messstrategien für reproduzierbare Raumluftuntersuchungen

Die Pausen nutzten die Teilnehmer zum fachlichen Austausch und zum Besuch der Fachausstellung. (Quelle: RM Rudolf Müller Medien)

Christoph Höflich, in Dänemark gerichtlich bestellter Sachverständiger für Gebäudediagnostik stellte in seinem Vortrag „Partikuläre, biogene Schadstoffe in der Raumluft“, Messstrategien für reproduzierbare Raumluftuntersuchungen auf Schimmelpilze und Allergene vor. Zunächst bemängelte er, mikrobiologische Raumluftmessungen seien nicht gut reproduzierbar und deshalb nicht repräsentativ. Die Streuung der Messergebnisse sei abhängig von der individuellen Beurteilung und den Zählkriterien bei der Analyse. Dadurch würde bei einer Bestimmung durch nur ein Labor, die Streuung statistisch wesentlich niedriger ausfallen als bei einer Bestimmung durch verschiedene Labore. Aber wie lässt sich eine qualitative Bewertung der Raumluft erreichen? Christoph Höflich führte aus, dass Raumluftmessungen mit standardisierter Mobilisierung als mögliche Lösung dienen könnten, da diese tatsächliche Belastung eines Raums mit Schimmelpartikeln repräsentieren. Zudem sei diese Art der Probeentnahme auch gut reproduzierbar.

Wie ein Schimmelspürhund helfen kann

Zum Abschluss der Veranstaltung versprach der Vortrag von Petra Acker zur „SPEC 60030 – Standard zum Einsatz von Schimmelspürhunden“ einen Blick über den Tellerrand. Die langjährige Spürhundführerin stellte die technische Regel vor, die die Anforderungen an die Arbeit mit Schimmelspürhunden festlegt. Ziel dieses Dokuments ist die standardisierte Optimierung der Ermittlung von Messergebnissen bei der Beurteilung von Schäden und deren fachtechnisch korrekte Bewertung.

Ein Schimmelspürhund sei mithilfe seines herausragenden Geruchssinns in der Lage, die feinen Geruchspartikel des Schimmels aktiv anzuzeigen, sobald er diese erschnüffelt habe. Der Vorteil gegenüber der Arbeit des Menschen sei dabei, dass weder Möbel verrückt noch Wände beschädigt werden müssten, um einen Blick hineinzuwerfen – der ausgebildete Hund könne den Schimmel auch in der Mauer wahrnehmen. Der Hund zeige die exakte Position des Schimmelbefalls an. Danach würden gezielt Proben genommen und analysiert, um anschließend die Schimmelart und den Umfang des Schimmelbefalls zu analysieren und Sanierungsmaßnahmen vorzuschlagen.

Auch die 12. Berliner Schimmelpilzkonferenz bot den Teilnehmern wie gewohnt fachliche Impulsen, kontroverse Diskussionen und Ideen. Wenn Sie mehr über die Veranstaltung erfahren und mitdiskutieren möchten, besuchen Sie uns im nächsten Jahr am 14. März 2024 im Hotel Mövenpick in Berlin zur 13. Berliner Schimmelpilzkonferenz – wir freuen uns! Weitere Informationen >>>

zuletzt editiert am 06.04.2023