Kellerabdichtung-Graefe
Wenn schon auf der Kellerwandinnenseite solche Schäden zu erkennen sind, ist das Schadensbild auf der Außenseite der Kellerwand meist deutlich ausgeprägter. (Abb.: Robert Graefe)

Bauwerksabdichtung 2015-09-30T00:00:00Z Schäden bewerten und beheben

Will man Keller älterer Bauart nachträglich abdichten, muss man sich zunächst mit ihrer Konstruktion, dem Zustand eventuell vorhandener Altabdichtungen und einer Vorschädigung des Mauerwerks, zum Beispiel durch Salze, auseinandersetzen. Besonders zu beachten sind dabei mögliche statische Probleme, konstruktionsbedingte Risse, vorhandene Undichtigkeiten sowie das Einbinden von Kelleraußenwänden, Lichtschächten und Rohrdurchführungen.

Die meisten Detailprobleme bei der nachträglichen Abdichtung von Kellern älterer Bauweise sind in ihrer Konstruktion begründet. Während heutige Keller meist als selbsttragende „Weiße Wanne“ ausgebildet und auf einer biegesteifen Betonsohle gegründet sind, ist das Fundament bei älteren Kellern oft gemauert und die Kellersohle als Sperrestrich zwischen den Wänden eingefügt. Eine Bauweise mit einer durchgehenden lastabtragenden Betonsohle über Streifenfundamenten ist erst bei Kellern ab den 1970er-Jahren zu erwarten. Im weiteren Aufbau sind die Geschossdecken bei moderner Bauweise als Stahlbetondecken ausgebildet, während bei der älteren Bauweise ein unbewehrter Beton oder ein gemauertes Gewölbe zwischen Eisenträgern und auf den weiteren Etagen Holzbalkendecken mit Bohlenbeplankung zu erwarten sind. Dadurch fehlt bei der älteren Bauweise die lastverteilende Wirkung der Decken und der Fundamentsohle. Das ist deshalb wichtig, weil das Aufgraben von außen oder das tiefer Schachten von innen bei dieser Bauweise statische Probleme verursachen kann. Denn die Gründung ist tendenziell empfindlicher, beispielsweise für einen Gründungsbruch. Im Einzelfall kann deshalb ein abschnittweises Aufgraben anzuraten sein.

Wärmebrücke im Sohlenbereich ist unvermeidlich

Eine nachträgliche Dämmung der Kellerwände kann nicht unter die bestehenden Fundamente geführt werden, so dass im Sohlenbereich eine Wärmebrücke bleibt. Deshalb ist es bei einer späteren Nutzung als Wohnraum wichtig, die im Fundament aufsteigende Feuchtigkeit durch abdichtende Injektionen des Baugrunds auszusperren. Andernfalls verschärft sich der Wärmeverlust durch die Durchfeuchtung der Steine bis zur horizontalen Sperrebene (grauer Pfeil in Abb. 2).

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Bei dem als Weiße Wanne ausgebildeten Keller ist die horizontale Fuge mit vertikalem Fugenblech abgedichtet (links). Der Keller älterer Bauart (rechts) wurde nachträglich vertikal und horizontal abgedichtet. Der graue Pfeil deutet den unvermeidlichen feuchten und kalten Schwachpunkt dieser nachträglichen Maßnahme an. (Abb.: Robert Graefe)

Erst aufstocken, dann abdichten

Wegen der ungleichmäßigen Fundamentbelastungen, der dadurch unterschiedlichen Bodenpressung oder anderer Faktoren, wie beispielsweise eine nachträgliche Bodenschrumpfung, sind so gebaute Gebäude deutlich rissgefährdeter als modern gebaute Gebäude. Für den Planer bedeutet dies, bei der Gesamtsanierung eines Gebäudes einen Dachausbau oder eine Aufstockung vor der Kellersanierung vorzunehmen. Da die zusätzlichen Lasten zu ungleichmäßigem Absacken der vorhandenen Fundamente führen können, wäre bei umgekehrtem Vorgehen die Gefahr größer, dass sich in der neuen Kellerabdichtung Risse bilden. Insgesamt ist bei Kellermauerwerk älterer Bauweise auch durch andere Faktoren das Risiko der Rissbildung größer. Deshalb sind für die nachträgliche vertikale Abdichtung von außen Abdichtungssysteme mit hoher Rissüberbrückung zu bevorzugen. Bituminöse Abdichtungen haben tendenziell die besten rissüberbrückenden Eigenschaften und sind daher meist die geeignete Wahl.

Wand-Sohlen-Übergangsbereich weist oft Risse auf

Ein Dichtband, wie es bei einer Weißen Wanne zwischen Sohle und Wand angeordnet ist, ist bei dieser Bauweise zwischen Sperrestrich und Kellermauerwerk nicht vorhanden. Dies erfordert oft zusätzliche Sanierungsmaßnahmen, zum Beispiel das nachträgliche Ausbilden einer Hohlkehle mit vorherigem Abstemmen eines eventuell vorhandenen Putzes und die Abdichtung durch eine (flexible) Dichtschlämme (Abb. 4). Der Sperrestrich kann durch Risse im Gefüge und insbesondere im Wand-Sohlen- Übergangsbereich Feuchtigkeit in den Keller durchlassen. Der Grund für Risse in diesem Bereich ist häufig das Absacken der Fundamente im Verhältnis zum Kellerboden (Abb. 5).

Fugenblech oder Dichtband unsachgemäß verarbeitet

Bei Kellern, die seit den 1970er-Jahren errichtet wurden, kann von einer vertikalen äußeren Abdichtung als bituminöser Dickbeschichtung oder Bahnenware und einer vorhandenen horizontalen Abdichtung in Form einer Sperrpappe oder -folie in der Lagerfuge ausgegangen werden. Weiterhin wurden genormte Baustoffe verwendet, so dass Druckfestigkeit und Zusammensetzung der Kellerwände relativ sicher vorausgesetzt werden kann. Feuchtigkeitsschäden sind bei solchen Kellern meist auf Risse, die von der Abdichtung nicht überbrückt wurden, oder mechanische Beschädigungen der vertikalen Abdichtung zurückzuführen. Selten tritt bei Kellern, die als Betonwanne konstruiert sind, Feuchtigkeit im Wand-Sohlen-Bereich auf. Die Ursache für Feuchteschäden ist hier fast immer die unsachgemäße Verarbeitung des vertikalen Fugenbleches oder Dichtbandes Fehlt bei gemauerten Kellerwänden die horizontale Sperrschicht, ist dies bei moderneren Kellern an einem relativ klar abgegrenzten Schadensbild gut zu erkennen. Im Gegensatz zum Altbaukeller kommen kaum einmal sich überlappende Ursachen vor.

Sorgfältige Anamnese und Ursachenanalyse ist wichtig

Bei Gebäuden aus der direkten Nachkriegszeit und noch älteren Bauten kann nicht von genormten Baustoffen und einem klaren Aufbau ausgegangen werden. Falls überhaupt eine vertikale Abdichtung vorhanden ist, besteht diese oft nur aus einem teerhaltigen „Schwarzanstrich“. Bei Bauten um die Jahrhundertwende findet sich meist keinerlei vertikale Abdichtung. Auch von einer funktionsfähigen waagerechten Abdichtung kann nicht sicher ausgegangen werden. Feuchtigkeitsschäden durch unzureichende Abdichtung zeigen sich oft nur bei hoher Belastung, etwa infolge starker Niederschläge. Durch jahrzehntelangen Feuchtigkeitseintrag kann so der Salzgehalt im Mauerwerk stark erhöht sein, so dass durch hygroskopische Feuchtigkeitsaufnahme auch nach der Sanierung der Eindruck einer undichten Abdichtung entsteht. Besonders in der Sanierung älterer Bestandsbauten ist daher eine sorgfältige Anamnese und Ursachenanalyse wichtig, denn die Schadensbilder können sich bei unterschiedlichem Auslöser ähneln. Fehlt beispielsweise eine ausreichende vertikale Absperrung, kann dies den Eindruck einer fehlenden Horizontalsperre hervorrufen, sofern die Feuchte über und unter einer bestehenden Horizontalsperre eindringt und kapillar aufsteigt (Abb. 6). Älteres Mauerwerk kann auch größere Mengen gipshaltiger Stoffe enthalten. Falls eine zementäre Injektion zur Stabilisierung oder zum Verfüllen von Hohlraum geplant ist, sollte daher vorab der Gehalt an gipshaltigen Stoffen im Mauerwerk bestimmt werden. Andernfalls besteht die Gefahr von Treibschäden durch Ettringit und Thaumasit. Diese Volumenvergrößerung kann das Mauerwerksgefüge sprengen und die Statik des Gebäudes gefährden.

Substanzverlust ist ein unterschätztes Problem

Durch Feuchtigkeit können Salze ins Mauerwerk eingetragen werden und zusammen mit Dickbereits vorhandenen, gelösten Salzen Kristallisationsprozesse auslösen. Die damit einhergehende Volumenvergrößerung und der dabei aufgebaute Druck auf das Mauergefüge können zur allmählichen Zermürbung des Baustoffs führen. Abplatzungen und Ausblühungen sind die Folge. Bei älterem Kellermauerwerk, das mit Kalkmörtel gemauert wurde, kommt die Gefahr der Entkalkung hinzu. Denn Salze können mit Kalk wasserlösliche Verbindungen eingehen. Diese Problematik ist dem Eigentümer in der Regel nicht bewusst. Er sieht „nur“ auf der Innenseite die Ausblühungen, mürbe Fugen und Feuchtigkeit. Hier sind Planer und Ausführende als Aufklärer gefordert. Wenn schon auf der Kellerwandinnenseite Schäden zu erkennen sind, ist das Schadens-bild auf der Außenseite der Kellerwand deutlich ausgeprägter (Abb. 1).

Autor: Robert Graefe

Dieser Beitrag ist Teil eines Artikels aus B+B BAUEN IM BESTAND, Ausgabe 3.2015.

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zuletzt editiert am 09. April 2021