Die Produktdesign-Absolventin Maren Klamser von der Bauhaus-Universität Weimar ist mit dem Bundespreis Ecodesign in der Kategorie Nachwuchs ausgezeichnet worden. Sie hat im Rahmen ihrer Abschlussarbeit einen recyclingfähigen mineralischen Feststoff aus Bauschutt entwickelt und diesen in ein rückbaufähiges Mauerwerkssystem übertragen.
Der Bundespreis Ecodesign ist die höchste staatliche Auszeichnung für ökologisches Design in Deutschland. Das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt loben den Preis seit 2012 jährlich gemeinsam mit dem Internationalen Design Zentrum Berlin aus. Der Wettbewerb zeichnet in den vier Kategorien Produkt, Service, Konzept und Nachwuchs herausragende Arbeiten aus, die aus Umwelt- und Designsicht überzeugen.
Das Bauwesen gehört zu den ressourcenintensivsten Wirtschaftszweigen. Neben der hohen Ressourcenentnahme und -knappheit zeichnet sich überdies ein Entsorgungsnotstand ab: Primäre Rohstoffe verknappen sich zusehends und Bauschutt-Deponien müssen dringend entlastet werden. Um diesem Problem etwas entgegenzusetzen, suchte Maren Klamser in ihrer Masterarbeit „5Tons“ nach Lösungen, wie mineralische Rohstoffe aus Bau- und Abbruchabfällen genutzt werden können.
Zementanteil um 50 Prozent reduziert
Das entstandene Material „5Tons“ ist ein mineralischer Feststoff mit besonderen Inhaltsstoffen. Klamser ist es gelungen, in ihrem neuartigen Baustoff den Anteil von Zement um 50 Prozent zu verringern, indem sie ihn durch Ziegelmehl von sogenanntem Mauerwerksbruch, also Baustellenabfällen, ersetzt. Auch den Anteil an Sand und Kiesel, einem der Hauptinhaltsstoffe von Mörtel oder Zement, konnte sie nennenswert reduzieren, indem sie rezyklierte Gesteinskörnung einsetzt. Dabei handelt es sich um geschredderte Steine und Bauabfälle, die aus mineralischem Bauschutt hergestellt werden.
„Im Vergleich zu herkömmlichem Beton werden auf einem Kubikmeter Material 1.725 Kilogramm Sand und 292 Kilogramm Zement eingespart“, verdeutlicht Klamser die Vorteile ihres Materials. „Dies hat auf große Mengen gerechnet einen positiven Effekt auf die Ressourcenschonung von Sand und Kies sowie große Einsparpotenziale von den massiven CO2- Emissionen in der Zementproduktion.« Zudem ist das neue Material komplett recycelbar und entlastet damit Deponien.
Innovatives Trockenstapelsystem

Darüber hinaus entwickelte die Produktgestalterin eine Form für die Steine, durch die die sie trocken gestapelt werden können. „Durch die Form der Steine kann komplett auf Mörtel verzichtet werden“, so Klamser. „Zudem ermöglichen Schnittmarkierungen und Sollbruchstellen, dass das Mauerwerk flexibel an individuelle Gegebenheiten angepasst werden kann.“
Der Juror Matthias Held, Produktdesigner und Professoran der HfG Schwäbisch Gmünd, lobt „5Tons“ in der Jurybegründung: „Ein kluger Entwurf, der seine Raffinesse erst im Detail offenbart. Mit nur wenigen verschiedenen Steinen, die zudem aus Bauschutt und recyceltem Ziegelmehl gefertigt werden, können flexibel die Aufgaben beim Bau von Mauerwerk erfüllt werden. Intelligentes Stapeln und Verzahnen ersetzt den Mörtel, dadurch ist auch ein Rückbau möglich.“
„Die Potenziale des Materials sind noch nicht ausgeschöpft“, betont Klamser. Sie plant, „5Tons“ weiter zu erforschen und will testen, wie der Kreislauf vollständig geschlossen werden kann. Weitere Infos zu „5Tons“ finden Sie auf der Website von Maren Klamser. Weitere Details zum Wettbewerb und ein Interview mit Maren Klamser gibt es auf der Website des Bundespreis Ecodesign.