Einst galten Innendämmungen als „Notlösung“, wenn nicht von außen gedämmt werden konnte. Frühere bauphysikalische Probleme können bei fachgerechter Ausführung vermieden werden. Und darüber hinaus sind Innendämmungen manchmal die einzige, manchmal sogar die smartere Lösung. Ein Fachbeitrag von Hasit.
Rund 1,8 Milliarden Quadratmeter Fassadenflächen stehen allein in Deutschland auf Grund ihres energetischen Zustands zur Sanierung an. Nicht immer kann hierbei von außen gedämmt werden. Fachleute gehen davon aus, dass rund 15 bis 20 Prozent dieser Fassadenflächen von innen gedämmt werden müssen. Das entspricht einer Fläche von rund 360 Millionen Quadratmetern.
Bauphysikalisch sind beide Systeme – sowohl die Außen- als auch die Innendämmung – technisch ausgereift und bei fachgerechter Ausführung dauerhaft funktionsfähig. Die Entscheidung welche Ausführung gewählt wird, obliegt also nicht zwingend technischen Überlegungen. Maßgeblich sind die äußeren Rahmenbedingungen.
Nicht immer hat man freie Wahl
Bebauungslinien und Brandschutzabstände sind die häufigsten zwingenden Ausschlusskriterien für Außendämmungen, ebenso Vorgaben des Denkmalschutzes. Hier ist eine Innendämmung die einzige Möglichkeit, einen hochwertigen, nachträglichen Wärmeschutz zu erzielen. Auch fehlende Dachvorsprünge stellen eine Außendämmung auf das wirtschaftliche Abstellgleis – zu kostenintensiv ist meist das nachträgliche Hinausziehen der Dachfläche.
Interessante Aspekte ergeben sich bei nur teil- oder zeitweise genutzten Räumen, zum Beispiel bei Arbeitsbereichen oder Produktionsstätten. Innendämmungen entkoppeln hier wärmetechnisch die „Speichermasse“ Wand effektiv vom Innenraum und ermöglichen so eine schnelle Aufheizung desselben. Eine Erwärmung der gesamten Gebäudemasse ist bei solch kurzfristigen Nutzungen energetisch und praktisch gesehen keine sinnvolle Option.
Einen besonderen Stellenwert nimmt die Innendämmung bei Teilsanierungen ein. Ein typischer Fall sind mehrgeschossige Wohngebäude mit Eigentümergemeinschaften. Wird eine umfassende energetische Sanierung des Gesamtgebäudes abgelehnt, ermöglicht eine Innendämmung dem energiebewussten Eigentümer zumindest die eigene Wohnung energetisch hochwertig zu sanieren.
Bei größeren Objekten bietet sich die Innendämmung auch als gezielte Teilsanierung an, zum Beispiel bei einem Mieterwechsel. Über die Jahre kann so sukzessive das Gesamtgebäude energetisch saniert werden. Auch eine baulich intakte Fassade legt eine Innendämmung nahe. Kosten für die häufig langwierigen Genehmigungsverfahren, Baustelleneinrichtung sowie die Einrüstung entfallen komplett, zudem: Warum sollte saniert werden, was intakt ist? Besonders die Gerüststellung und die damit einhergehenden Einschränkungen sind generell Faktoren, die bei den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen gerne außer-Acht gelassen werden. Eine Innendämmung ist manchmal sogar die kostengünstigere Lösung.
Exakte Planung bei Innendämmung von besonderer Wichtigkeit
Für die Innendämmung gilt in besonderem Maße, was für jede Dämmung gilt: Sie sind bauphysikalisch exakt durchzuplanen. Entscheidend für eine langfristig schadensfreie und effektive Innendämmung ist unter anderem das Berücksichtigen einer möglichen Wasseraufnahme von außen. Perlt das Wasser an der Fassade ab oder ist die Wand durch einen weiten Dachüberstand geschützt? Über eine hygrothermische Simulation, bei der Wetterdaten sowie zum Beispiel die Abtrocknung abhängig vom Sonnenstand miteinbezogen werden, lassen sich verlässliche Daten für die optimale Ausführung ermitteln. Fragen wie: Ist eine Kondensatbremse oder -sperre erforderlich, oder welches Material ist geeignet, werden durch eine hygrothermische Simulation zweifelsfrei beantwortet.
Eine gesamtheitliche Detailplanung ist bei Innendämmungen also zwingend erforderlich. Bauphysiker und Architekten können hier jedoch auf eine fachlich hervorragende Unterstützung seitens der Hersteller zurückgreifen. Hasit zum Beispiel hat eigens für die planerische Unterstützung ein Team mit speziell geschulten Sanierberatern zusammengestellt, das Planern und Ausführenden bei Bedarf beratend zur Seite steht. Pauschalaussagen sind bei Innendämmungen nicht möglich, jedes Gebäude ist individuell zu betrachten.
Darüber hinaus hat die Ausführungsqualität entscheidenden Anteil an einem dauerhaft schadensfreien Ergebnis. Innen gilt generell: Dämmputze sind in der Verarbeitung deutlich unproblematischer und funktionssicherer als steife Dämmungen. Über Dämmputze werden homogene Wandquerschnitte aufgebaut, die eine kontinuierliche Feuchteregulierung gewährleisten, frei von häufig auch als „Kondensationsnester“ bezeichneten Hohlstellen.
Was Schimmelpilze mögen – und was nicht
Behagliches Raumklima und Energiesparen sind Variablen, die durch persönliches Empfinden oder Gesetzgebung vorgegeben werden. Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Energieversorgungsproblematik werden sich diese noch weiter verschärfen. Eine Konstante in allen Überlegungen ist jedoch der Schimmelpilz. Ab einer Luftfeuchte von 80 Prozent fühlt er sich wohl. Werden dann auch noch Sägespäne gereicht, wie sie zum Beispiel in Raufasertapeten enthalten sind, ist sein Wachstum kaum noch aufzuhalten. Um dies zu verhindern, wird in der DIN 4108 eine Mindesttemperatur von 12.6 °C für Wandoberflächen in Innenräumen vorgeschrieben.
Der Hintergrund: Bei einer üblichen Raumlufttemperatur von 20 °C sowie einer durchschnittlich relativen Luftfeuchte von 50% wird die relative Luftfeuchte von 80% an den Wandoberflächen nicht überschritten und es fällt kein Wasserkondensat an. Man spricht hier vom sogenannten hygienischen Mindestwärmeschutz – nicht verhandelbar, da diesem biologische, beziehungsweise physikalische Gesetze zugrunde liegen. Bei den Berechnungen wird hier eine Außentemperatur von - 5°C angenommen.

Falsches Wohnverhalten, ungünstige Gebäudegeometrien, Luftundichtigkeiten sowie Wärmebrücken sind die häufigsten Störfaktoren bei einer Wärmedämmung. Wäsche trocknen in kalten Räumen, im Winter bei offenem Fenster schlafen oder ein kleiner botanischer Garten im Wohnzimmer sind immer wieder zu beobachten. Allen bekannt ist der Schimmel in Fensterlaibungen sowie Gebäudeecken, gleichermaßen zu beobachten bei fehlerhaften Innen- als auch Außendämmungen. An diesen sogenannten „geometrischen Wärmebrücken“ ist das 1:1-Verhältnis von Außenwand- zur Innenwandfläche zuungunsten der Innenfläche ausgebildet. Der Innenwand steht deutlich mehr kühlende Außenwandfläche gegenüber. Es erfolgt ein größerer Kälteeintrag, bezogen auf die dahinterliegende Innenwandfläche. Die Folge: Der Isothermenverlauf verschiebt sich und die Oberflächentemperatur an der Innenwand verringert sich gegenüber den ungestörten Wandflächen (Abb. 2). Gleiches geschieht zum Beispiel auch bei Fensterlaibungen, an denen die Oberflächentemperatur der Innenwand bauphysikalisch bedingt abfällt. Werden 12,6 °C unterschritten ist der Schaden „Schimmelpilz“ vorprogrammiert. Egal ob innen oder außen gedämmt wird: Die Wärmeleitfähigkeit und Dämmstärke müssen so berechnet werden, dass hier ausreichend Reserve vorhanden ist.
Eine Paradedisziplin für Hochleistungsdämmputze



Ein vorwiegend nur die Innendämmung betreffender Sonderfall sind eingebundene Trennwände. An dieser Stelle ist die Wärmedämmung unterbrochen und durch die Verschiebung der Isotherme sind an den Flanken des eingebundenen Bauteils die Oberflächentemperaturen niedriger als an der Normfläche (Abb. 3). Kurioserweise ist der Temperaturabfall besonders hoch, wenn Dämmstoffe oder -putze mit einer sehr niedrigen Wärmeleitfähigkeit verwendet werden. Der Grund hier-für: Durch die geringe erforderliche Dämmstoffstärke wird die Trenn-wand nur wenig in die Dämmstoffebene eingebunden. Die eingebundene Wand müsste jedoch bauphysikalisch betrachtet im Querschnitt über eine Flankendämmung annähernd so weit verlängert werden, bis das Flanken gedämmte Bauteil im Kern zumindest den erforderlichen U-Wert zur Gewährleistung der 12,6°C (Abb. 4) erreicht. Bei einer Mineralboard-Dämmung hingegen, mit einer üblichen Stärke von zum Beispiel 245 mm, ist die Trennwand so tief in die Dämmung eingebunden, dass die Ecktemperatur bereits häufig über den erforderlichen 12,6°C liegt (Abb 5).

Dieser physikalischen Gegebenheit folgend stellt sich auch bei Hochleistungsdämmputzen wie zum Beispiel dem „Hasit Fixit 222“ Aerogel-Dämmputz eine bauphysikalische Problemstellung. Bei einer Wärmeleitfähigkeit λD von bis zu 0,028 W/mK sind bei einem solchen Putz nur geringe Schichtstärken erforderlich – in der Regel 30 Millimeter, in Teilbereichen auch mal nur 20 Millimeter. Eine geringe Schichtstärke ist auch oberste Zielsetzung für einen Wärmedämmputz – je geringer die Schichtstärke, desto geringer der Raumverlust. Doch wie löst man das Problem bei den eingebundenen Bauteilen? Die Lösung ist simpel und es wird auch kein Dämmstoffkeil benötigt. Entlang der Ecke wird ein, je nach Bausituation, zirka 15 cm breiter Putzstreifen freigelegt und anschließend durch den Hochleistungswärmedämmputz ersetzt (Abb. 6). Mit der bei Innenputz üblichen Putzstärke von 15 Millimeter übertrifft ein Hochleistungsdämmputz in der Regel bereits die Dämmwerte eines Dämmstoffkeils. Die Oberflächentemperatur liegt somit auch in der Ecke im sicheren Bereich.
Hochleistungsdämmputze, wie der mit den hochisolierenden Aerogelen angereicherte „Hasit Fixit 222“, ermöglichen bauphysikalische Lösungen, die sich auf Grund des geringen Raumverlusts sowohl optisch als auch ökonomisch rechnen. Weitere Informationen >>>