Die Hochschule Koblenz hat gemeinsam mit Industriepartnern das Forschungsprojekt „EcoLight“ gestartet. Ziel ist die Entwicklung zementfreier Leichtbetonsteine zur deutlichen Reduktion von CO₂-Emissionen im Mauerwerksbau.
Die Mauerwerksbauweise aus Leichtbeton- und Bimssteinen prägt die Baukultur am Mittelrhein seit Jahrzehnten und stellt einen wichtigen regionalen Wirtschaftsfaktor dar. Schon heute zeichnen sich Mauersteine aus Leichtbeton durch ihre gute Ökobilanz, hohe Rezyklierbarkeit und ihren geringen Primärenergiebedarf aus. Da rund 90 Prozent der CO₂-Emissionen auf den Einsatz von Zement als Hauptbindemittel zurückzuführen sind, setzt das Projekt „EcoLight“ gezielt auf die Entwicklung zementfreier, alkalisch aktivierter Bindemittel aus natürlichen, lokalen Ressourcen.
Starke Partner für nachhaltige Innovation
Die Hochschule Koblenz ist der wissenschaftlicher Projektträger und erhält im Rahmen des Förderprogramms „Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM)“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) eine Förderung. Industriepartner sind die Gebr. Zieglowski GmbH & Co. KG (Kruft) sowie die Brameshuber + Uebachs Ingenieure GmbH (Aachen). Gemeinsam werden die Bindemittel- und Rezepturentwicklung, die Charakterisierung der Leichtbetoneigenschaften sowie eine Lochbildoptimierung unter bauphysikalischen und mechanischen Gesichtspunkten vorangetrieben. Darüber hinaus soll ein neuartiges, automatisiertes Produktionsverfahren zur reproduzierbaren Herstellung der zementfreien Leichtbetonsteine entwickelt werden.
Im Kick-off-Meeting bei der Firma Gebr. Zieglowski in Kruft trafen sich alle Projektbeteiligten zum offiziellen Start des Forschungsvorhabens (siehe Foto). Bei einer Werksbesichtigung konnten die Teilnehmenden die Herstellung moderner Leichtbeton-Mauersteine hautnah erleben und sich über erste Ergebnisse des Projekts austauschen.
Zentrales Element von „EcoLight“ ist die Entwicklung eines alkalisch aktivierten Bindemittels, das auf der Verwendung natürlicher Puzzolane, hier im Speziellen Gesteine, aus dem Neuwieder Becken basiert – ein Meilenstein für die nächste Generation von haufwerksporigen Leichtbeton-Mauersteinen ohne Zement. Der Begriff „haufwerksporig“ stammt aus der Baustoffkunde und beschreibt die Porenstruktur eines Materials, insbesondere von Beton oder Mauersteinen.
Nachhaltigkeit beginnt beim Material
„Mit dem Projekt EcoLight wollen wir zeigen, dass nachhaltiges Bauen bei der Materialwahl beginnt“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Ulf Schmidt, Leiter des Lehrgebiets Baustoffkunde und Nachhaltiges Bauen an der Hochschule Koblenz und Projektleiter des Forschungsvorhabens. „Zementfreie Leichtbetonsteine mit lokal verfügbaren Bindemitteln sind ein großer Schritt in Richtung ressourcenschonender und klimafreundlicher Baustoffe.“
Neben der Nutzung natürlicher, lokaler Puzzolane als alternative Bindemittel sollen die Rezepturen für einen geringeren Energieverbrauch in der Herstellung optimiert, ressourcenschonende Zuschlagstoffe integriert sowie die Wärmedämmung und Tragfähigkeit der Leichtbetonmauersteine verbessert werden.
Mitglied im Netzwerk „Nachhaltiges Mauerwerk“
Die Hochschule Koblenz ist Mitglied im Innovationsnetzwerk „Nachhaltiges Mauerwerk“. Sie bringt mit den Labor- und Entwicklungseinrichtungen ihres Fachbereichs bauen – kunst – werkstoffe an den Standorten Koblenz und Höhr-Grenzhausen wissenschaftliche Expertise in das Netzwerk ein. Neben der Hochschule Koblenz sind unter anderen die RWTH Aachen, die TU Dortmund, die Hochschule Karlsruhe und die OTH Regensburg beteiligt. Weitere Informationen >>>
