Aufgrund ihrer guten technischen Eigenschaften sind Epoxidharze in der Baubranche zu einem Standardwerkstoff geworden. Auf einer Fachtagung am 17. April 2014 hat die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) vor einem sorglosen Umgang mit dem Kunstharz gewarnt. Epoxid kann zu Allergien führen, die schon heute viele Beschäftigte in die Berufsunfähigkeit zwingen.
Seit fünfzehn Jahren haben Erkrankungen durch den Einsatz von Epoxidharzen stark zugenommen. Jedes Jahr registrieren die gewerblichen Berufsgenossenschaften knapp 250 neue Fälle. Für Heilbehandlungen, Rehabilitationen und Renten von Epoxid bedingten Erkrankungen zahlten die Berufsgenossenschaften in den Jahren zwischen 1999 und 2013 über 54,6 Millionen Euro.
Nach Einschätzung von Dermatologen ist die Zahl der allerdings deutlich höher. Viele Beschäftigte zeigen ihre Berufskrankheit nicht an oder gehen mit allergischen Hauterkrankungen lediglich zum Hausarzt. Deshalb hat die BG BAU gemeinsam mit dem niederländischen Institut Arbouw (Wissens- und Dienstleistungsinstitut für Arbeitsbedingungen im Bauwesen) Ursachen für epoxidharzbedingte Krankheiten ermittelt: Zwischen 2011 und 2014 wurde eine Untersuchung mit Beschäftigten durchgeführt, bei der eine Fallgruppe von über 500 Erkrankten sowie eine Kontrollgruppe von über 800 nicht Erkrankten befragt wurden.
Die Auswertung ergab, dass in vielen Fällen fehlende Schutzbekleidung zu den Reaktionen geführt hatte: bei den Erkrankten fehlten teilweise chemikalienbeständige Handschuhe; die Arbeitskleidung war ungeeignet – so trugen sie etwa kurzärmlige Hemden; die Epoxidharze wurden ohne Schutz kniend verarbeitet; Beschäftigte duschten nicht am Arbeitsplatz oder wechselten ihre Arbeitskleidung nach Arbeitsschluss erst am Wohnort. Eine Einweisung durch den Arbeitgeber fand bei den Erkrankten viel seltener statt, als bei der Kontrollgruppe.
"Diese Untersuchung macht den hohen Stellenwert eines professionellen Umgangs mit Epoxidharzen deutlich", sagte Hansjörg Schmidt-Kraepelin, Mitglied der Geschäftsführung der BG Bau. Eine Ausweichmöglichkeit auf alternative Baustoffe gibt es meist nicht: Die technischen Eigenschaften von Epoxidharzen sind hervorragend: zum Beispiel bei der Boden- und Wandbeschichtung, als Schutz von Fassaden, gegen Korrosion und Säuren oder zum Beschichten von Industriefußböden. Je weiter der Anwendungsbereich ausgedehnt wird, desto mehr Beschäftigte kommen in Kontakt mit Epoxidharz. Dabei sind den meisten Anwendern und Betrieben die Risiken noch nicht bewusst.
Epoxidharze können zu Verätzungen führen
Die Epoxidharze und Härter können bereits nach wenigen Tagen Verätzungen an Händen, Beinen und im Gesicht sowie schlimme und dauernde Hautallergien auslösen. Häufig unbekannt sind die Gefahren für die Gesundheit auch bei privaten Anwendern und Heimwerkern, die mit in Baumärkten angebotenen Produkten arbeiten. Für die Anwendung im privaten Bereich gelten die gleichen Vorsichtmaßnahmen wie für professionelle Anwender.
Prof. Dr. med. Johannes Geier vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) schätzte die Zahl der gegen Epoxidharz sensibilisierten in Deutschland auf etwa 200.000 Menschen.
Schutzbekleidung hilft Erkrankungen zu vermeiden
Über die notwendigen Schutzmaßnahmen bei der Arbeit mit der hochreaktiven Chemikalie informierte Dr. Reinhold Rühl, Leiter des Bereichs Gefahrstoffe der BG BAU: Nicht nur ausreichende Schutzkleidung, wie Overall, Schutzhose oder Schürze sowie Schutzbrille und Handschuhe sondern auch eine gute Belüftung des Arbeitsbereichs sei notwendig. Bei lösemittelhaltigen Epoxidharzen sind oft nur Handschuhe aus Fluorkautschuk geeignet. Für die Arbeit mit lösemittelfreien Epoxidharzen empfiehlt die BG Bau spezielle Chemikalienschutz-Handschuhe, die mehrfach am Tag zu wechseln sind.
Bei Arbeiten im Spritzverfahren müsste zudem Atemschutz zum Einsatz kommen. Insbesondere sei wichtig, einen direkten Hautkontakt mit Epoxidharzen zu vermeiden, das gelte auch für das Mischen der Komponenten Harz und Härter. Am besten sei es, die Gebinde in geschlossenem Zustand zu mischen. Um den Hautkontakt zu verhindern, gebe es Verarbeitungsgeräte mit Spritzschutz, langstielige Roller, Wisch- und Verteilgeräte sowie Handrührwerke mit stufenlos regelbarer Rührgeschwindigkeit.
Unternehmen haben darauf zu achten, dass ihre Mitarbeiter die Vorgaben der Betriebsanweisungen und Sicherheitsdatenblätter beachten. Die Produktinformationen auf den Verpackungen und Gebinden müssen genau berücksichtigt werden - private Nutzer sind hier erst recht überfordert.
Weitere Informationen bietet die BG Bau , unter anderem in einem Praxisleitfaden für den Umgang mit Epoxidharzen .