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Ein Forschungsbericht des AIBau formuliert Vorschläge, wie an Detailanschlüssen flüssig zu verarbeitende, faserverstärkte Kunststoffabdichtungen (FLK) mit Dachbahnen kombiniert werden können. (Abb.: AIBau)

Bauwerksabdichtung 2016-05-02T00:00:00Z Flüssig auf fest: zuverlässig dicht

Für Dachflächen haben sich Dachbahnen als kostengünstige und zuverlässige Abdichtungsmaterialien bewährt. An den Anschlüssen kommen sie aber bei geometrisch komplizierten Situationen oder wegen häufig nicht vorhandener Anflanschmöglichkeiten an ihre Grenzen. Deshalb werden an Detailanschlüssen seit geraumer Zeit flüssig zu verarbeitende, faserverstärkte Kunststoffabdichtungen (FLK) mit Dachbahnen kombiniert. Diese Lösung bietet sich auch im Bestand an, da ältere Dachabdichtungen häufig nur an den Anschlüssen versagen. Diese Übergänge sind bislang nicht geregelt. Deshalb hat das AIBau eine Forschungsarbeit vorgelegt, in der die Zuverlässigkeit und Dauerhaftigkeit dieser Anschlüsse untersucht wurde. Danach lassen sich Dachrandan- und -abschlüsse von bahnenförmigen Dachabdichtungen zuverlässig und kostengünstig mit flüssig zu verarbeitenden Kunststoffabdichtungen herstellen, wenn einige Regeln und Verarbeitungshinweise eingehalten werden.

Sowohl DIN 18531 als auch DIN 18195 beschreiben zwar Regeln für die jeweilige Abdichtungsart, nicht aber für deren Übergänge. Bislang gibt es nur Verarbeitungshinweise von den Herstellern der FLK. Dachabdichtungen müssen nicht nur während der Gewährleistungszeit, sondern in der Regel mehrere Jahrzehnte zuverlässig nutzbar sein. Für Übergänge fehlen verlässliche Regeln, die dies sicherstellen. Der Forschungsbericht [1] formuliert Vorschläge, um mit der bislang vergleichsweise jungen Technik der Übergänge für die übliche Nutzungsdauer von Dachabdichtungen zuverlässige Anschlüsse herzustellen.

Umfrage unter Sachverständigen ergibt hohe Zuverlässigkeit

Sachverständige für Schäden an Gebäuden und des Dachdeckerhandwerks haben zum Forschungsprojekt beigetragen, indem sie ihre praktischen Erfahrungen mit Übergängen verschiedener Abdichtungssysteme mitgeteilt haben. Von 197 Sachverständigen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, machten 84 Angaben zu insgesamt 1.086 Objekten mit Übergängen von Flüssigkunststoffabdichtungen auf Bahnen. Diese gaben an, dass bei der Begutachtung von 872 Objekten, also circa 80 Prozent, keine Schäden an den Übergängen aufgetreten waren. Sofern Schäden festgestellt wurden, seien diese in circa 83 Prozent der Fälle innerhalb der ersten vier Jahre nach Fertigstellung des Gebäudes bekannt geworden. Des Weiteren wurden Hersteller von Abdichtungsbahnen und Flüssigkunststoffabdichtungen zu ihren Verarbeitungsvorschriften für Übergänge und deren Praxiserfahrungen befragt. Außerdem konnten an von Herstellern genannten Referenzobjekten mit mindestens fünf Jahre alten Übergängen insgesamt 23 Anschlüsse untersucht werden, an denen keine Undichtheiten festzustellen waren. Teilweise hatte sich zwar die FLK an den unteren Außenkanten vom Untergrund abgelöst. Diese Erscheinungen beschränkten sich aber auf den Randbereich außerhalb der Verstärkungseinlage und führten nicht dazu, dass sich die FLK in den Bereichen mit Vlieseinlage abgelöst hatte. Die Umfrage unter den Dachdeckern ergab, dass sich Flüssigkunststoffabdichtungen unter bestimmten ungünstigen Bedingungen vom Untergrund ablösen können. Die Ablösungserscheinungen treten jedoch unmittelbar nach der Verarbeitung auf. Erst später festgestellte Ablösungen haben wahrscheinlich bereits von Anfang an versagt.

Können Übergänge in Pfützen liegen?

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Dieser Anschluss mit dem Übergang einer Bahnenabdichtung zu einer Flüssigkunststoffabdichtung ist eine von zwölf genauer während des Forschungsprojekts untersuchten Situationen. (Abb.: AIBau)

Bei den Untersuchungen wurden keine nennenswerten Schäden an Übergängen festgestellt. Diese Abdichtungstechnik ist aber noch vergleichsweise jung, Erfahrungen zu jahrzehntealten Abdichtungsübergängen liegen nicht in ausreichendem Umfang vor. Aus Zuverlässigkeitsüberlegungen differenziert der Forschungsbericht als Kriterium für die Dauerhaftigkeit der Übergänge, ob die Kontaktflächen zwischen den Flüssigsystemen und den Bahnen dauerhaft von Wasser überstaut sind. Mikroorganismen, die sich bei stehendem Wasser auf der Abdichtung bilden, können diese angreifen. Auch sind die Schadensfolgen bei eventuellen Fehlstellen üblicherweise größer als bei nicht wasserüberstauten Situationen. Die Übergänge lassen sich nach liegenden und stehenden Übergängen unterscheiden.

Ein Beispiel: Begrenzte Ablösung hat nicht zu Undichtheiten geführt

Für die Forschungsarbeit wurden an insgesamt zwölf Gebäuden verschiedene Anschlusssituationen untersucht. Ein Beispiel wird im Folgenden dargestellt. Auf dem mit Kunststoffdachbahnen abgedichteten Flachdach eines Wohngebäudes sind die Anschlüsse an Lüftungsrohre, Dachabläufe und Notentwässerung mit FLK hergestellt worden. Das Material ist circa zwei Zentimeter seitlich über die Vlieseinlage hinweg ausgestrichen worden. Ablagerungen und Wasserränder lassen den Schluss zu, dass in diesem Bereich häufiger Wasser steht und verdunstet. Nur in diesen Zonen löst sich das über das Vlies hinaus ausgestrichene Material vom Untergrund ab. Im Bereich mit der Verstärkungseinlage haftet die FLK durchweg fest am Untergrund. Die auf den Rand der FLK begrenzte Ablösung hat nicht zu Undichtheiten des Anschlusses geführt. 

Literatur in der gekürzten Webversion:

[1] Oswald, R.; Abel, R.; Oswald, M.; Wilmes, K.; Zöller, M.: Dauerhaftigkeit von Übergängen zwischen flüssigen und bahnenförmigen Abdichtungen am Beispiel genutzter und nicht genutzter Flachdächer. Forschungsbericht abgeschlossen im Februar 2015 (SF – 10.08.18.7-10.28 / II3 – II3-F20-10-63), kostenfrei erhältlich unter www.aibau.de , Forschung

Autoren: Matthias Zöller, Ruth Abel, Klaus Wilms

Dieser Beitrag ist Teil eines Artikels aus B+B BAUEN IM BESTAND, Ausgabe 06-2015

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zuletzt editiert am 09. April 2021