Fliesen Fassade Pietrasch
Neuland für den Kölner Fliesenleger-Meisterbetrieb Albert Kehr: Erstmals hat dessen Team großformatige Fliesen an einer Außenwand eingesetzt. (Abb.: Saint Gobain Weber)

Fassadensanierung 2016-09-05T00:00:00Z Fliesentrend an die Fassade gebracht

Vor dem Verlegen moderner Großformate hatte man beim Kölner Fliesenfachbetrieb Albert Kehr durchaus Respekt. Bis man sich, durch eine Vorführung auf der Cersaie in Bologna inspiriert, an das Thema wagte und die Fassade eines Kölner Wohn- und Geschäftshauses verkleidete.

Großformatige Fliesen liegen im Trend. Zahlreiche Hersteller präsentieren auf der jährlichen Messe Cersaie in Bologna immer eindrucksvollere Formate, teilweise mit bis zu drei Quadratmetern Fläche. Allerdings ergeben sich für den Fliesenleger durch die Größe der Fliesen besondere Herausforderungen bei der Verlegung. Beim Kölner Fliesenhandels- und Verlegebetrieb Albert Kehr gab es daher zunächst gewisse Vorbehalte gegen die neuen Materialien: Würden sich die Fliesen gut zuschneiden lassen? Wie aufwendig wird die Verklebung? Monika Okrafka, die den Familienbetrieb in dritter Generation gemeinsam mit ihrem Mann führt, nutzte eine Vorführung auf der Messe zum Ausprobieren und stellte fest: Mit der richtigen Technik ist das Verlegen großformatiger Fliesen kein Problem.

Großformate für ein harmonisches Fugenraster

Bei einem Wohn- und Geschäftshaus am Kölner Reischplatz ergab sich die Möglichkeit für einen ersten Praxiseinsatz. 135 Quadratmeter der gefliesten Erdgeschossfassade sollten erneuert werden. Dessen braune Keramik war aus der Mode gekommen und teilweise gerissen. Eine neue Bekleidung sollte Abhilfe schaffen und für ein frischeres Erscheinungsbild sorgen. Doch mit heutigen Fliesenformaten hätte sich bei der vorhandenen Geometrie von Pfeilern und Öffnungen stets ein ungünstiges Fugenraster ergeben. Nicht so mit großformatigen Fliesen, wie Monika Okrafka berichtet: „Auf diese Weise konnten wir die Fugenschnitte optimal an Fensterstürze, Laibungen oder Fensterbänke anpassen.“ Die Bauherren entschieden sich schließlich für nur vier Millimeter dickes Feinsteinzeug mit rückseitiger Gewebekaschierung aus der „Techlam“-Serie des spanischen Herstellers Levantina, dessen Außendienstmitarbeiter Jörg Elbin die Bestellung bearbeitete. Verarbeitet wurden die Großformate mit Klebern von Saint-Gobain Weber, mit denen die Mitarbeiter von Albert Kehr seit Langem vertraut sind.

Ebener Untergrund ist unerlässlich

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Großformatige Fliesen stellen hohe Ansprüche an die Ebenheit des Untergrunds. Daher wurde die Oberfläche zusätzlich abgeschliffen. (Abb.: Saint Gobain Weber)

Zunächst wurden die losen Fliesen abgeschlagen und der Untergrund wurde vor-bereitet. Generell gilt: Je größer die Fliese ist, desto ebener muss der Untergrund sein, auf den sie aufgebracht wird. Bei der Verlegung großformatiger Fliesen kommt daher der Untergrundprüfung und -vorbereitung eine gesteigerte Bedeutung zu. Die Ebenheitstoleranzen liegen deutlich unter dem in der DIN 18202 beschriebenen Stichmaß von ± drei Millimetern pro Meter. Um eine planebene Oberfläche zu erzielen, schliff das Team der Firma Kehr den alten Kleber ab und glich Fehlstellen oder Unebenheiten mit „Weber.xerm 853 F“, einem schnell abbindenden Verlege- und Reparaturkleber, aus. Für eine ausreichende Überdeckung der Fensterrahmen sorgten 20 Millimeter dicke Fliesenbauplatten, die auf die Fensterlaibungen aufgebracht wurden. Auch der ungünstige Mischuntergrund einer zugemauerten Türöffnung wurde auf diese Weise vorbereitet.

Ohne spezielles Werkzeug geht es nicht

Das Handling großformatiger Fliesen erfordert spezialisierte Werkzeuge. Entsprechende Halte- und Tragevorrichtungen wie Glassauger sind dabei unverzichtbar. Ein Großformat-Fliesenschneider mit entsprechend langer Führungsschiene ermöglicht präzise Schnitte. Mit einer speziellen Brechzange, wie sie auch Glaser verwenden, lässt sich das vorgeritzte Element dann von beiden Seiten problemlos brechen. Die rückseitige Gewebekaschierung wird einfach mit dem Cuttermesser durchtrennt. Bei der Fliesenverlegung an Außenfassaden, zumal mitten am Kölner Reischplatz, steht man als Firma in der Öffentlichkeit. Um teuren Bruch vor Publikum zu vermeiden, übten die Mitarbeiter diesen Vorgang zunächst auf dem eigenen Hof. Zum Bohren oder Schneiden von Installationsöffnungen oder Ähnlichem ist die Verwendung von speziellen Diamantbohrkronen und Trennscheiben als Arbeitserleichterung dringend zu empfehlen. Nicht zuletzt benötigt man einen langen Auflagetisch als stabile Auflage beim Schneiden. Diesen stellte man bei Fliesen Kehr mit einer handelsüblichen Arbeitsplatte kurzerhand selbst her.

Autor: Waldemar Pietrasch

Dieser Beitrag ist Teil eines Artikels aus FLIESEN & PLATTEN, Ausgabe 07-2015.
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zuletzt editiert am 09. April 2021