Zwei Prozent Marktwachstum sind im Sonnenschutz machbar – mit 1.000 zusätzlichen Fachkräften pro Jahr. (Quelle: Repräsentanz Transparente Gebäudehülle GbR)

Gebäude + Energie

26. October 2022 | Teilen auf:

Fachkräfte dringend gesucht

Die Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) hat unlängst die Studie „Fachkräfte für die Sanierungswelle“ vorgestellt. Neben der Erhebung aktueller Kapazitätsreserven wird darin der Bedarf an Fenstern, Sonnenschutzsystemen und smarter Steuerung bis 2030 prognostiziert. Das Ergebnis ist eindeutig: die steigende Nachfrage kann nur mit einem deutlichen Plus bei den Fachkräften gedeckt werden.

Deutschland braucht mehr Tempo bei der Gebäudesanierung. Nicht nur, um seine Klimaziele im Gebäudebereich zu erreichen, sondern auch um Gebäude in Zukunft sicher und bezahlbar mit Energie zu versorgen und das Energiesystem zu stabilisieren. In den Branchen Fenster und Fassade, Sonnenschutz und Automation sind Kapazitätsreserven für mehr Sanierung vorhanden – noch: Laut Studie verfügen die Fensterbauer – ein Schlüsselgewerk in der Sanierung – über Optimierungs- und Kapazitätsreserven, die den Einbau zusätzlicher 617.000 Fenstereinheiten pro Jahr möglich machen. Auch die Fachbetriebe für Sonnenschutz und Rollläden können Reserven mobilisieren und rund 240.000 Projekte zusätzlich umsetzen.

Allerdings ist eine deutliche Steigerung der Sanierungsrate auf zwei Prozent – und das ist für die Erreichung der Klimaziele notwendig – nur mit einem Zuwachs an Fachkräften zu stemmen. „Das politische Ziel der Bundesregierung ist klar: Der Energieverbrauch im Gebäudesektor muss durch energetische Sanierung sinken. Unsere Branchen können das leisten – wenn die Bundesregierung verlässliche Rahmenbedingungen für die Sanierung und somit Planungssicherheit für die Unternehmen schafft und dabei hilft, für ausreichend Fachkräfte zu sorgen“, sagt Thomas Drinkuth, Leiter der RTG.

RTG fordert Fachkräfteoffensive

In der Studie „Fachkräfte für die Sanierungswelle“, die vom Marktforschungsinstitut B+L in den Jahren 2021 und 2022 erstellt wurde, wird prognostiziert, dass im Fensterbereich bis 2030 mindestens 1.000 zusätzliche Beschäftigte pro Jahr eingestellt werden müssen, damit die notwendige Sanierungsrate von zwei Prozent pro Jahr erreicht werden kann. In vergleichbarer Größenordnung sind zusätzliche Fachkräfte auch für Sonnenschutzprojekte notwendig, um die absehbare Nachfrage bedienen zu können. „Wir brauchen dringend eine Fachkräfteoffensive, die zum einen bei der Aus- und Weiterbildung ansetzt und zum anderen den Fokus auf Zuwanderung setzt“, so Thomas Drinkuth. „Ein praxisnahes Fachkräfteeinwanderungsgesetz und die Öffnung der Zeitarbeit für Fachkräfte aus Drittstaaten wäre hier ein Ansatz.“

Die RTG fordert deshalb eine von Politik und Wirtschaft gemeinsam getragene Fachkräfteinitiative und Maßnahmen, um die Attraktivität des Bauhandwerks zu steigern. Zudem gelte es, die Betriebe zu stärken. „Aus- und Fortbildungen sind im Handwerk ein echter Kostenfaktor“, beton Drinkuth. „Um langfristig Personalkapazitäten aufzubauen, brauchen die Unternehmen die Sicherheit, dass der Sanierungsmarkt deutlich zulegen wird. Die Politik ist hier gefordert, kurzfristig durch eine Verbesserung der Förderung und mittelfristig durch ordnungsrechtliche Vorgaben die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen für eine Sanierungswelle zu schaffen.“ Die kürzlich vom Kabinett verabschiedete „Fachkräftestrategie der Bundesregierung“ gehe an vielen Stellen in die richtige Richtung. „Die besondere Problematik in der Baubranche und ihre Bedeutung für zahlreiche politische Ziele wurden offenbar erkannt. Einige richtige Ansätze wurden benannt. Jetzt müssen schnell Taten folgen“, so Drinkuth weiter. Die Studie kann auf der Website der RTG eingesehen werden.

zuletzt editiert am 26.10.2022