Eine nahezu CO2-freie, dezentrale Wärmeversorgung für Bestands- und Neubauten im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg etablieren – das ist das Ziel eines Konsortiums rund um den städtischen Ökostromversorger Hamburg Energie. Vor kurzem hat das IW3 getaufte Projekt einen Förderbescheid im Rahmen des Förderprogramms „Reallabore der Energiewende“ in Höhe von 22,5 Millionen Euro bekommen.
Am 11. August überreichte Andreas Feicht, Staatssekretär für Energiepolitik im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) den Förderbescheid. Michael Prinz, Geschäftsführer von Hamburg Energie freut sich über die Förderzusage aus dem BMWi: „Die Reallabor-Förderung hilft uns bei der Umsetzung dieses in der Form einzigartigen Projekts in die Praxis. Mit IW 3 liefern wir ein wegweisendes Konzept für die Wärmewende, die auf erneuerbaren Energien, insbesondere Erdwärme und einem lokalen Wärmemarktplatz beruht.“ Privathaushalte verwenden mehr als drei Viertel ihres Gesamtenergieverbrauchs allein für die Wärmeversorgung, die zumeist noch aus fossilen Quellen stammt.
„Mit ,IW 3 – Integrierte WärmeWende Wilhelmsburg‘ demonstriert Hamburg, wie ein Reallabor in einem urbanen Umfeld funktioniert“, so Staatssekretär Feicht. „Hier wird eine urbane Wärmeversorgung mit CO2-freier Energie realisiert.“ Reallabore sind Innovationsprojekte im Industriemaßstab, die den Transfer von Technologien für die Energiewende in den Markt beschleunigen sollen.
Erdwärme, Aquiferspeicher und Wärmemarktplatz sind die Kernelemente

Zentraler Bestandteil des Projekts ist die regenerative Wärmeversorgung. Neben bereits vorhandenen Erzeugern wie Windkraft oder Solarthermie ist Erdwärme eine zentrale Säule des Ansatzes. So sieht das Konzept die Errichtung einer Geothermieanlage vor, die heißes Thermalwasser aus dem Untergrund – genauer aus 3.500 Metern Tiefe – nach oben holt. Über Wärmetauscher wird die Energie dem Wasser entzogen und in das Wärmenetz eingespeist, das neu errichtet wird. Das abgekühlte Wasser wird zurück in den Entnahmehorizont geleitet.

Mittels zusätzlicher Einbindung sektorenübergreifender Technologien wie Wärmepumpen und Power-to-Heat-Anlagen sowie der Verwendung selbst erzeugten erneuerbaren Stroms, ist perspektivisch eine CO2-neutrale Versorgung möglich. Um die Wärmeüberschüsse des Sommers im Winter nutzen zu können, ist die Errichtung eines saisonalen Speichers, eines sogenannten Aquiferspeichers, vorgesehen. So können unterschiedliche Energiebedarfe mit unterschiedlichen Energieverfügbarkeiten effizient miteinander in Einklang gebracht werden. Ein digitaler Wärme-Marktplatz bündelt alle lokalen Energieerzeuger und Verbraucher und ermöglicht so eine kosteneffiziente wie klimafreundliche Versorgung von Gebäuden.
Neben Hamburg Energie als Konsortialführer sind an dem Hamburger Projekt auch die GTW Geothermie Wilhelmsburg GmbH, Consulaqua GmbH, HIR Hamburg Institut Research gGmbH sowie die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) beteiligt. Weitere Informationen finden Sie auf der Website von Hamburg Energie und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel .