Thema des Monats Mai: 73 Meter hoch ist der Büroturm „AYR“, der 2001 mit Y-förmigem Grundriss, heller Gneisfassade und unter seinem ursprünglichen Namen „Scala West“ in Frankfurt am Main errichtet wurde. Das markante Hochhaus liegt am westlichen Eingang zur Stadt und wird aktuell energetisch modernisiert.
Im Mittelpunkt steht die Sanierung der 7.100 Quadratmeter umfassenden Fassadenfläche, die als vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) realisiert wird. Dazu wird der Naturstein der Bekleidung zunächst vollständig demontiert, in einem innovativen Upcycling-Verfahren aufbereitet und anschließend am Gebäude wiederverwendet. Um einen hochwertigen Wärmeschutz zu erzielen, wird die bisherige Dämmung des Gebäudes verdoppelt. Zum Einsatz kommen „Kontur FSP 1 Excellence“ Fassadendämmplatten von Isover.
18 Geschosse zählt das Bürohochhaus, das im Rahmen der energetischen Modernisierung auch gleich einen neuen Namen bekam: Aus „Scala West“ wurde „AYR“. Der außergewöhnliche Name mit dem „Y“ in der Mitte spielt auf den Y-förmigen Grundriss des Gebäudes an. Über mehr als 21.200 Quadratmeter Gesamtmietfläche verfügt der Büroturm, damit ist er tägliche und unverzichtbare Anlaufstelle für eine Vielzahl an Mieterinnen und Mieter. „Dank der Lärmschutzkonzepte wird die Lärmbelastung so weit gesenkt, dass die Bauarbeiten bei laufendem Betrieb ausgeführt werden können“, erklärt Mathias Sonnenberg, Projektleiter der ausführenden Naturstein Steinmann GmbH im bayerischen Eltmann. „Die Büros sind während der Fassadenarbeiten durchgängig besetzt. Für Bohrarbeiten wird die Lärmbeeinträchtigung durch festgelegte Zeitfenster geregelt.“ Über die Bohrzeiten und die aktuellen Arbeitsbereiche informiert unter anderem ein großer Monitor in der Lobby.
Bestandsstein wird aufbereitet und wiederverwendet

Begonnen haben die Fassadenarbeiten im März 2023 mit der Demontage der Bestandsfassade. Seitdem sind täglich 6 bis 14 Mitarbeiter der Naturstein Steinmann GmbH auf der Baustelle. Da der Bestandsstein aus Nachhaltigkeitsgründen aufbereitet und wiederverwendet werden sollte, wurden die mit Dornankern befestigten Platten zunächst Lage für Lage und von oben nach unten von der Fassade entfernt. Die Anker wurden durchtrennt, sodass die Fassadenplatten händisch abgenommen und vor Ort nach Größe sortiert, dokumentiert und palettiert werden konnten. Der gesamte Untergrund aus alter Wärmedämmung, Anker und schadhaftem Beton wurde ebenfalls abgebaut.
Die vorsortierten Fassadenplatten aus Gneis wurden anschließend im Werk der Lithodecor Fassaden GmbH, einem Unternehmen der Naturstein Steinmann GmbH im sächsischen Vogtlandkreis, fachgerecht potenziert. „Die Natursteine werden mittig durchgeschnitten, sodass aus einer Natursteinplatte zwei dünnere werden. Jede Natursteinplatte wird dann gemäß der Litho-Stone zugehörigen allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung mit einer Leichtbetonträgerplatte Vakuum-verklebt, anschließend werden die Oberflächen geschliffen“, erklärt Sonnenberg. Das so upgecycelte Fassadenelement ist insgesamt 28 Millimeter stark, davon macht die Natursteinplatte gerade einmal 10 bis 12 Millimeter aus. „Stärker muss die Natursteinschicht auch nicht sein, da die an der Natursteinfassade auftretenden Kräfte durch das Verbundsystem geschlossen aufgenommen werden.“
Verdoppelung der Dämmung

Die schlanke und dazu leichte Bauweise der neuen Fassadenplatte hat für das Frankfurter „AYR“ einen entscheidenden Vorteil: Die gesamte Fassade kann mit einer größeren Auskragung montiert werden. „Als neue Fassadenlinie haben wir die Vorderkante der hervorstehenden Fenster gewählt. Die ursprüngliche architektonische Gestaltung der Fenster fügte sich optisch nicht mehr harmonisch ein. Mit dem neuen fließenden Übergang wirkt die Fassade jetzt ‚wie aus einem Guss‘. Der Bauherr hat damit eine deutlich modernere Optik erreicht.“ Außerdem hat sich der Platz hinter der Fassade vergrößert, sodass eine Verdopplung der bisherigen Wärmedämmung ohne weiteres möglich ist.
Hoher energetischer Standard durch neue Dämmplatte

„Auf Wunsch des Bauherrn soll für das Gebäude ein möglichst hoher energetischer Standard erzielt werden“, so Sonnenberg weiter. „Wir erreichen mit dem neuen Aufbau der Außenwandkonstruktion einen U-Wert von 0,20 W/m²K. Die Kontur FSP 1 Excellence ist aus Glaswolle, Euroklasse A1 nichtbrennbar und leistet einen hervorragenden Wärme-, Brand- und Schallschutz.“ Mit einem Lambda-Nennwert von λD = 0,030 W/(m·K) beziehungsweise einem Lambda-Bemessungswert von λ = 0,031 W/(m·K) bietet die „Kontur FSP 1 Excellence“ die bestmögliche Wärmeleitfähigkeit für Mineralwolle und damit eine ausgezeichnete Dämmleistung sowie hohe Energieeffizienz. Die mit einem schwarzen Vlies kaschierte Platte ist robust und zugleich elastisch, mögliche Unebenheiten des Untergrundes gleicht sie aus. Eine weitere Stärke liege in ihrer Wetterfestigkeit, so der Hersteller. Die Platte sei durchgehend wasserabweisend und ideal für schlanke Konstruktionen wie die vorgehängte hinterlüftete Fassade.
Die besonderen Vorzüge der VHF liegen in der konstruktiven Trennung der Funktionsschichten und der so entstehenden Hinterlüftung. Diese sorgt dafür, dass etwaige Feuchte – verursacht beispielsweise durch Kondensation oder Regen – sicher abtransportiert wird. Für den Frankfurter Büroturm wurde ein Hinterlüftungsquerschnitt von 20 Millimeter gewählt. Die VHF bietet so zuverlässigen Schutz vor Witterungs- und Umwelteinflüssen, sie ist langlebig und kann sortenrein zurückgebaut und recycelt werden. Darüber hinaus bietet sie einen großen gestalterischen Freiraum.
Unterkonstruktion mit horizontal gespannten Agraffen und Traversen

Die Ausführung am „AYR“ begann zunächst mit der Montage der Wandkonsolen an die 250 Millimeter starke Stahlbeton-Außenwand. Anschließend wird der Dämmstoff an den Konsolen befestigt. Die zwei jeweils 80 Millimeter dicken Dämmstofflagen werden übereinander im Halbverband verlegt und anschließend mit fünf Dämmstoffhaltern pro Quadratmeter gesichert. Die anschließend eingebaute zweiteilige Tragkonstruktion besteht aus einer senkrechten Aluminium-Unterkonstruktion sowie horizontal gespannten Traversenprofilen, die als Aufnahmeprofile für die Agraffen (Agraffen sind Teil der verdeckten Befestigung für vorgehängte hinterlüftete Fassaden) dienen. „In die Lithodecor Fassadenplatten sind werkseitig Haltepunkte eingelassen, die mit den Trage- und Halteagraffen verschraubt werden. Die Agraffen greifen in die horizontalen Schienen ein und sorgen gemeinsam mit einer Verschiebesicherung für den erforderlichen Halt der Fassadenplatten. Dabei bleiben sie jederzeit reversibel“, so Sonnenberg.

Die Wiederverwendung der Bestandsplatten trägt in besonderem Maße zum Ressourcenschutz und damit auch zum Natur- und Klimaschutz bei. So entfallen etwa die aufwendige Förderung von neuem Naturstein-Rohmaterial im Steinbruch, weite Transportwege sowie die anschließende Weiterverarbeitung des Steins. Durch das Upcycling werden darüber hinaus große Mengen an Abfall vermieden und somit die im Rahmen einer Demontage anfallenden nicht unerheblichen Entsorgungskosten. Nicht zuletzt stellt das niedrigere Gewicht der yupgecycelten Lithodecor Fassadenelemente eine deutliche Arbeitserleichterung bei der Montage auf der Baustelle dar.
| Bautafel | |
|---|---|
| Bauherr: |
Conren Land, Frankfurt am Main |
| Planung: |
Naturstein Steinmann GmbH, Eltmann |
| Fassadenarbeiten: |
Naturstein Steinmann GmbH, Eltmann |
| Projektmanagement: |
bluutec contruction GmbH, Frankfurt am Main |
| Dämmstoff: |
Saint-Gobain Isover G+H AG |