Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. hat ihren im vergangenen Jahr vorgestellten Entwurf eines Gebäuderessourcenpasses finalisiert und veröffentlicht. Stand bei der Planung neuer Gebäude und bei Sanierungen des Bestands bislang vor allem die zu erzielende Energieeffizienz im Mittelpunkt, muss sich der Blick künftig stärker auf ressourcenschonende und kreislauffähige Baustoffe richten.
Der Pass ist frei erhältlich und direkt anwendbar. Verschiedene am Markt verfügbare Tools zur Gebäudedokumentation haben die inhaltlichen Anforderungen des Gebäuderessourcenpasses bereits bei sich integriert. Eine Anwendung an realen Projekten unter Nutzung vorhandener Synergiepotenziale ist damit ab sofort möglich.
„Das zirkuläre Bauen verfolgt das Ziel, Gebäude zu schaffen, die über den Lebenszyklus optimiert sind“, sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Mit Blick auf den Materialeinsatz geht es darum, auf bereits verfügbare Ressourcen zurückzugreifen, die Massen zu reduzieren und damit die Umweltwirkungen zu minimieren.“ Hier setzt der Gebäuderessourcenpass der DGNB an: Er soll ein praxisnahes Dokumentationsformat sein, das einen wichtigen Beitrag zur Transparenz über die verbauten Materialien, die Treibhausgasemissionen von Gebäuden sowie deren Kreislauffähigkeit leistet.
Fundierte Informationsgrundlage über alle Lebenszyklusphasen eines Gebäudes
Die Grundidee hinter dem Gebäuderessourcenpass ist, Transparenz zu schaffen über die wichtigsten materialstofflichen Eigenschaften einer Immobilie. Er soll Auskunft darüber geben, ob Gebäude bereits heute einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten, wie lange sie genutzt und angepasst werden können und ob sie auch zukünftig demontierbar, trennbar und verwertbar, also kreislauffähig sind.
Inhaltlich umfasst das Instrument sechs übergeordnete Bereiche mit insgesamt 25 Teilaspekten. Neben allgemeinen Informationen zum Gebäude und den verbauten Massen geht es in einem zweiten Bereich um die Materialität des Bauwerks, die Herkunft der eingesetzten Materialien sowie die Bau- und Abbruchabfälle, die durch die Baumaßnahme anfallen. Es folgen Angaben zu den Treibhausgasemissionen über den Lebenszyklus sowie die Flexibilität der Gebäudestruktur. Ein weiterer Bereich thematisiert die Demontagefähigkeit, das Materialverwertungspotenzial und eine Zirkularitätsbewertung. Hinzu kommen Angaben zur Form der bereits erfolgten und in Zukunft geplanten Dokumentation.
Dokumentationsvorlage kostenlos auf der DGNB-Website verfügbar
Abhängig davon, welche Informationen zum Gebäude zur Verfügung stehen, ist der Gebäuderessourcenpass der DGNB in zwei Varianten verfügbar: eine vollständige und eine reduzierte Fassung für den Einstieg. Auf ihrer Website bietet die DGNB jeweils ein Beispieldokument für ein fiktives Projekt sowie die entsprechende Vorlage an, die die Verantwortlichen selbst ausfüllen können. Darüber hinaus gibt es insgesamt sechs Zusatzblätter, mit denen eine tiefergehende Dokumentation möglich ist.
Einige Anbieter von digitalen Tools zur Gebäudedokumentation oder -optimierung wie Concular, Madaster, das Circularity Design Toolkit von EPEA oder der Urban Mining Index haben die inhaltlichen Anforderungen des Gebäuderessourcenpasses der DGNB bereits integriert oder planen dies in Kürze umzusetzen. Auch die Anschlussfähigkeit an Maßnahmen des Bundes und der EU, wie den geplanten digitalen Gebäudepass, will die DGNB sicherstellen.
Ein Instrument für verschiedene Zielgruppen
Eigentümer von Neu- oder Bestandsbauten sollen durch den Pass Informationen über die verbauten Materialien sowie mögliche gesundheitsgefährdende Schadstoffe erhalten. Hinzu kommen Informationen über die werkstofflichen Potenziale und Werte, die im Gebäude vorhanden sind. Für Planende ist das Instrument insbesondere dann hilfreich, wenn die optionalen Zusatzblätter zum Gebäuderessourcenpass gepflegt werden. Diese ermöglichen vertiefende Analysen für eine qualifizierte Beratung von Bauherren sowie die Ausarbeitung von kreislaufgerechten, ressourcenschonenden Varianten.
Bauausführende können das Format nutzen, um die von ihnen umgesetzten Maßnahmen systematisch zu dokumentieren und ihre erbrachten Leistungen übersichtlich darzustellen. Und auch Kommunen können von der Erstellung von projektindividuellen Gebäuderessourcenpässen profitieren. Diese können beispielsweise als Basis zum Aufbau und Management von urbanen Minen dienen. Perspektivisch könnte das Format auch als Grundlage zur Genehmigung von ressourcenoptimierten, kreislaufgerechten Gebäuden genutzt werden.