Bei der Sanierung eines alten Bauernhauses setzte der Besitzer konsequent auf ökologische Materialien, die zur Bausubstanz des Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert passten. Zur Verbesserung des Wärmeschutzes und Wohnkomforts innerhalb des alten Mauerwerks aus Bruchstein kam eine kapillarakive Cellulosedämmung zum Einsatz.
Das Haus wurde etwa im 18. Jahrhundert aus Bruchstein errichtet. Heute ist es das letzte noch weitgehend original erhaltene Bauernhaus der Ortschaft Heuberg im bayerisch-schwäbischen Landkreis Donau-Ries. Seit langem in Familienbesitz, ging es durch Erbschaft an den jetzigen Besitzer über, Herrn Georg Friedrichowitz. Bevor er das Haus übernahm, war wegen des schlechten Gesamtzustands nur ein Teil des Gebäudes bewohnt. Im Rahmen einer Restaurierung und Modernisierung wollte er zugleich Struktur und Charakter des Bauwerks erhalten, in Zukunft sollte es aber zeitgemäßen Komfort für die neuen Bewohner bieten. Zunächst wurde ein Anbau aus hoch wärmedämmendem Ziegel-Mauerwerk erreichtet, der den Baukörper harmonisch fortführt. Die weitere Sanierung sollte nur unter Nutzung ökologischer Baustoffe erfolgen.
Auch krumme Flächen gedämmt
Eine Dämmung des Hauses von außen wurde ausgeschlossen. Der Charme der historischen Fassade und die schönen alten Fenstereinfassungen mit Gesimsen sollten erhalten werden. Eine Innendämmung mit Plattenwerkstoffen stellte sich als schwierig heraus. Die im Lauf der Jahrhunderte gekrümmten Wände machten die flächige Verlegung von Plattenwerkstoffen nahezu unmöglich, jeder nicht perfekt sitzende Plattenstoß hätte zudem Kältebrücken verursachen und die Bildung von Schimmel provozieren können. Als ideale Alternative erwies sich die „Climacell inside Innendämmung“. „Die Erhöhung der Innenwandtemperatur verringert die Kälteabstrahlung der Natursteinwände, die ohne zusätzliche Dämmung selbst bei angenehmer Lufttemperatur einen ‚Kalte-Rücken-Effekt‘ verursachen können“, erläutert Besitzer Friedrichowitz.

Die Konturen des Mauerwerks erhalten
Die Cellulosefasern werden direkt auf die Innenwand aufgesprüht. So passt sich die Dämmschicht den Konturen des Mauerwerks und seinen Unebenheiten an und Ritzen oder Lücken lassen sich zuverlässig vermeiden. Durch lotrechtes Abziehen der Dämmung nach dem Aufsprühen konnten die Wände mit überschaubarem Aufwand begradigt werden. Elektro- und Heizungsleitungen wurden auf der Wand verlegt und mit der Dämmung überdeckt. So mussten keine Schlitze in die Bruchsteinwand gestemmt werden, die eine Lockerung des alten Mauerwerks hätten verursachen können.
Das Aufsprühen der Dämmfasern erfolgte mit einem speziellen Sprühverfahren des Herstellers Cellfloc offen auf die mit Lehm vermörtelte Bruchsteinwand. Für den Halt wird den aus Zeitungspapier bestehenden Cellulosefasern bei diesem Verfahren eine geringe Menge Leim beigemischt. Die Schichtstärke der Innendämmung bewegt sich zwischen fünf und zwölf Zentimetern. Auf die Cellulosedämmung wurde ein Unterputz von zirka 1,5 bis 2,5 Zentimeter Stärke aufgetragen. Der Wandabschluss erfolgte anschließend mit einer drei bis vier Millimeter starken Feinputzschicht aus Lehmputz, die zur Stabilisierung mit einem Glasfiber-Gewebe verstärkt ist. Der Bauteilübergang vom alten Bruchstein- zum neuen Ziegelmauerwerk wurde so weit mit der Innendämmung überdeckt, dass Kältebrücken sicher auszuschließen waren.

Fensterlaibungen von Hand nachmodelliert
Eine besondere Herausforderung stellte die Wiederherstellung der Fensterlaibungen mit Bögen im Innenbereich dar. Im oberen Stockwerk waren diese weitgehend in der ursprünglichen Form erhalten, im Erdgeschoss gab es Betonlaibungen neueren Datums, die nicht mehr der alten Bauform entsprachen. „Wir mussten sie daher mit Cellulose, Lehmputz und Glasfiber frei Hand nachmodellieren“, berichtet Johann Steinhart vom ausführenden Unternehmen Ökoausbau Steinhart. Nur durch eine hochentwickelte Sprühtechnik und moderner Modelliertechnik konnte dies realisiert werden.