Die Zahl der Hochschulen und Universitäten in Deutschland, die BIM-Programme anbieten, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das gilt für Bachelor- wie für Master-Studiengänge in den Ingenieur- und Architekturfakultäten. Zusätzlich werden viele BIM-Kurse von Verbänden und Kammern der Baubranche angeboten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche private Initiativen, die Online- und Präsenzschulungen zu Digitalisierungsthemen im Allgemeinen und BIM im Speziellen anbieten. Dennoch gibt es noch viel zu tun.
Die Jade Hochschule in Oldenburg beobachtete den Stand der Ausbildung im Bereich Building Information Modeling, kurz BIM, in den Jahren 2014-2016. In diesem Zeitraum begann die Implementierung von BIM-Inhalten in allen untersuchten Bundesländern, sowohl in die Lehrpläne der Hochschulen als auch in die Weiterbildung. Aber im internationalen Vergleich muss Deutschland einiges nachholen: So betrachten beispielsweise in Großbritannien eine Vielzahl von BIM-Masterstudiengängen die Methodik BIM im gesamten Lebenszyklus des Bauobjektes. In Deutschland wurden dagegen bisher weitestgehend nur einzelne Module zum Thema BIM in die Lehrpläne der Hochschulen integriert. Im Allgemeinen richtete die Mehrheit der BIM-Aus- und Weiterbildungskonzepte in Deutschland den Fokus auf den Umgang mit bestimmter BIM-Software. Die Anwendung der eigentlichen Methodik und die veränderten Kommunikationsstrukturen im Rahmen eines Open-BIM-Konzepts sind bisher nur vereinzelt Teil der Konzepte.
building Smart Germany unterstützt und fördert die BIM-Ausbildung und BIM-Entwicklung
building Smart Germany, ein Kompetenznetzwerk für digitales Planen, Bauen, bei dem mittlerweile weit über 600 Unternehmen aller Größen und aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette Bau Mitglied sind, hat sich zum Ziel gemacht, die Entwicklung von BIM-Bildungsinitiativen in Deutschland zu unterstützen und zu fördern. Dadurch soll sichergestellt werden, dass eine konsistente BIM-Ausbildungslandschaft hierzulande entsteht. building Smart Germany ist darüber hinaus Teil des building-Smart-International-Netzwerks.
Mit seinem Professional Certification Program (bSI PCert) bietet building Smart International einen weltweit gültigen Qualitätsmaßstab zum Bewerten und Vergleichen der Kenntnisse und Kompetenzen in Building Information Modeling. In Deutschland kooperiert building Smart mit dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Gemeinsam haben sie die Richtlinie VDI/bS-MT 2552 8.1 entwickelt. Blatt 8.2 steht – ebenfalls als Gemeinschaftsprodukt von building Smart und VDI – kurz vor der Veröffentlichung. Im Rahmen dieses Zertifizierungsprogramms werden Mindestanforderungen der Lehrinhalte und Lernergebnisse definiert und die Zulassung von Schulungsanbietern sowie die Prüfung und Zertifizierung von Einzelpersonen geregelt. Für die eigentliche Ausbildung ist der jeweilige Schulungsanbieter verantwortlich.
„bSI PCert“ ist zweistufig aufgebaut. Die erste Stufe zielt auf ein einheitliches Verständnis der BIM-Grundlagen ab. Es soll Basiswissen in Building Information Modeling vermitteln und das erlangte Wissen soll mittels einer zentralen, international abgestimmten Prüfung geprüft und zertifiziert werden. Dieses Basis-Programm wird den Schulungsanbietern in Deutschland seit Mai 2018 als building Smart/VDI-Zertifikat BIM-Qualifikationen – Basiskenntnisse angeboten. Circa 40 Schulungsanbieter, darunter Hochschulen, private Weiterbilder, Kammern und Unternehmen, bieten seitdem in Deutschland Ihren Schulungsteilnehmern diese Zertifizierung an. Mehr als 2500 Teilnehmer wurden bisher zertifiziert. In der zweiten Phase wird ab Herbst 2021 die Aufbaustufe angeboten. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Vermittlung anwendungsbezogener BIM-Kompetenzen.
Wer sich noch um die BIM-Ausbildung kümmert
Neben building Smart Germany gibt es in Deutschland weitere Institutionen, die das Ziel verfolgen, die Digitalisierung im Bauwesen voranzutreiben und Unternehmen der Baubranche dabei zu unterstützen. So zum Beispiel das „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen“, das seit 2018 aktiv ist. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital – Strategien zur digitalen Transformation der Unternehmensprozesse“. Das übergeordnete Anliegen des Kompetenzzentrums ist, die vermehrte Anwendung der Methode BIM zu fördern sowie eine erfolgreiche Implementierung digitaler Planungsmethoden im Bauwesen zu erreichen. Die BIM-Debatte soll von Bauenden, Projektsteuernden, Architekturschaffenden, Ingenieuren/innen und Software--Entwickelnden auf die Phasen der Projektentwicklung und des Betriebs ausgeweitet werden. Angrenzende Branchen der Banken-, Versicherungs- und Immobilienwirtschaft, des Facility-Managements und des Handwerks sollen so für die neuen Möglichkeiten sensibilisiert werden.
Die „planen-bauen 4.0 GmbH“ koordiniert und beschleunigt seit ihrer Gründung 2015 die Digitalisierung des deutschen Bauwesens. Sie begleitet die BIM-Pilotprojekte des Bundes im Bereich Hochbau, Straße, Schiene und Wasserstraße. Darüber hinaus ist die Gesellschaft in zahlreichen nationalen und internationalen Projekten zur Standardisierung und Implementierung der modellbasierten Arbeitsweise involviert.
Darüber hinaus hat das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zusammen mit Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat im Sommer 2019 „BIM Deutschland“ als Zentrum für die Digitalisierung des Bauwesens gegründet. Das wichtigste Ziel von „BIM Deutschland“ ist die Erstellung abgestimmter und einheitlicher Vorgaben im Infrastruktur- und Hochbau. Alle erarbeiteten Informationen und Werkzeuge sollen offen und unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.
BIM wird in Deutschland immer noch unzureichend genutzt
Studien zeigen, dass trotz der beschriebenen Bemühungen viele Unternehmen BIM nicht oder nur unzureichend nutzen. Damit könnten sie ihre Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel setzen, weil sie den Anschluss an neue Geschäftsfelder verlieren. Die Forderung privater Auftraggeber nach dem Einsatz von BIM ist zwar noch gering. Aber bei einer wachsenden Zahl von Ausschreibungen wird digitales Planen und Bauen gefordert. In Deutschland nimmt mittlerweile der Bund eine Vorreiterrolle ein. So soll künftig schon bei der Vergabe öffentlicher Aufträge für den Bundesinfrastrukturbau und den infrastrukturbezogenen Hochbau verstärkt auf BIM gesetzt werden. Die größte Herausforderung sind dabei fehlende Regeln und Standards. Deshalb haben Vertreter von Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden bei einer Anhörung im Deutschen Bundestag im Januar 2020 gefordert, verlässliche Rahmenbedingungen für Planungs- und Bauunternehmen bei der Digitalisierung zu schaffen. Weitere Informationen erhalten Sie auf den Websites von building Smart Germany , des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Planen und Bauen und der planen-bauen 4.0 GmbH.
Mehr Input gibt es auf der BIM World MUNICH
Seit 2016 ist die BIM World MUNICH die führende Netzwerkplattform in D-A-CH für nationale und internationale Akteure der Digitalisierung im Bau-, Immobilien- und Infrastrukturbereich. Die jährlich in München stattfindende Veranstaltung setzt sich zusammen aus einem 2-tägigen internationalen Kongress und einer Messe mit integrierten offenen Foren, sowie der BIM Town Innovation Area mit Pitch-Sessions und der Verleihung des Smart Building/Smart Construction Innovation World Cup. Mit über 200 Ausstellern, sowie zahlreichen innovativen Start-ups und über 150 Referenten auf 6 Bühnen bringt die BIM World MUNICH das gesamte BIM Ökosystem zusammen. Die BIM World MUNICH 2021 findet vom 23. – 24. November 2021 im ICM München statt. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Website der BIM World MUNICH.