Der sanierte Hufeisentrakt der Mozartschule beherbergt nicht nur Musikhochschule und Musikschule, sondern steht auch als Ausstellungsraum zur Verfügung.
Die Umnutzung und Sanierung des Mozartareals in Würzburg wurde neben dem „Preis Bauen im Bestand 2025“ zusätzlich mit dem Staatspreis 2025 ausgezeichnet. (Quelle: Hagen Fotografie, Würzburg)

Bauwerkserhaltung 2025-10-15T16:19:37.122Z Bayerischer „Preis Bauen im Bestand“ verliehen

Die Bayerische Architektenkammer hat gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und der Bundesstiftung Baukultur drei Projekte in verschiedenen Kategorien mit dem „Preis Bauen im Bestand 2025“ ausgezeichnet.

Aus insgesamt 194 Einreichungen wurden in einem mehrstufigen Verfahren zunächst 68 Projekte für die Longlist ausgewählt. Davon kamen 37 Projekte in die engere Wahl und wurden durch die Jury unter Vorsitz von Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, bereist. 13 Projekte wurden daraufhin nominiert. Die ausgezeichneten Projekte leisten nach Ansicht der Jury nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Baukultur, sondern auch zur Bewältigung zentraler gesellschaftlicher Herausforderungen: Klimawandel, Energiekrise und Ressourcenknappheit. Gleichzeitig stärkten die Projekte durch ihre architektonische Gestaltung die Identität der Regionen.

Ein moderner Innenhof eines Museums mit weißen Wänden und einem Glasdach, das natürliches Licht hereinlässt.
Der Lichthof ist das Herz des Diözesanmuseums in Freising. (Quelle: André Mühling)

In der Kategorie 1 (Ursprungsgebäude vor 1900) ging der Preis an die Erzdiözese München und Freising für die Sanierung des Diözesanmuseum Freising. Der Entwurf des Architekturbüros Brückner & Brückner öffnet nach Ansicht von baunetz.de Bestand konsequent: „Merkmal des Gebäudes sind die nun bis zum Boden gezogenen Rundbogenfenster, die den Fassaden außerdem – leicht zurückgesetzt – mehr räumliche Tiefe verleihen. [...] Die aufgelösten Wände erinnern – insbesondere um den mit einem Glasdach neu gestalteten zentralen Lichthof – an die Kreuzgänge mittelalterlicher Klosteranlagen.“ 

Gasteig HP8: Gelungene Verbindung von Alt und Neu

Ein historisches Backsteingebäude bei Dämmerung mit vorbeifahrenden Autos im Vordergrund.
Die sanierte Trafohalle im Vordergrund, der Neubau der Isarphilharmonie direkt dahinter. (Quelle: Hans Georg Esch)

In der Kategorie 2 (Bauten zwischen 1900-1945) entschied sich die Jury für das Interimsquartier des Münchner Gasteigs im Stadtteil Sendling – der alte Gasteig im Stadtteil Haidhausen wird bis 2033 saniert. Die nach Plänen von gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner neugebaute Isarphilharmonie und die zum Foyer umgebaute, denkmalgeschützte Trafohalle E bilden das Zentrum des sogenannten Gasteig HP8. Der Neubau schließt als „Zwillingsbau“ an die Trafohalle an und kombiniert nachhaltige Holzmodulbauweise mit höchsten akustischen Anforderungen. Eine Stahlkonstruktion umhüllt den innenliegenden Konzertsaal aus Vollholz-Elementen in Stecksystembauweise. Dies ermöglichte kurze Bauzeiten – und sorgt später für einen einfachen Rück- und Wiederaufbau. Außen prägen Beton- und rote Ziegelfassaden das Bild der sanierten Trafohalle, innen ein raumhohes, lichtdurchflutetes Atrium mit blauen Brüstungen und umlaufenden Galerien. Eine gläserne Fuge verbindet Alt- und Neubau.

Gasteig HP8: Eine gläserne Fuge verbindet die den Neubau der Isarphilharmonie mit der denkmalgeschützten Trafohalle.
Gasteig HP8: Eine gläserne Fuge verbindet die den Neubau der Isarphilharmonie mit der denkmalgeschützten Trafohalle. (Quelle: Hans Georg Esch)

In der Kategorie 3 (Bauten zwischen 1945 und 1990) wurde die Umnutzung und Sanierung des Hufeisens auf dem Mozartareal in Würzburg ausgezeichnet. Die von Rudolf Schlick in den 1950er Jahren entworfene Mozartschule ist ein herausragendes Beispiel für Neues Bauen in der Nachkriegszeit. Das in unmittelbarer Nähe zur Residenz gelegene Gebäude sollte ursprünglich abgerissen werden. Ein immer breiter werdendes bürgerschaftliches Engagement und die Intervention des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege führten 2015 zu Bürgerentscheid und Erhalt. Das Hufeisen wurde nach einem Entwurf von Grellmann Kriebel Teichmann & Partner Architekten für kulturell öffentliche Nutzung (Städtische Sing- und Musikschule, Hochschule für Musik, Mozartfestbüro und kulturelle Veranstaltungen) zeitgemäß aktiviert und denkmalgerecht saniert. Das Würzburger Projekt wurde zusätzlich mit dem Staatspreis 2025 ausgezeichnet. 

„Perfekter Mix aus Tradition und Innovation“ 

„Bauen im Bestand ist ein absolutes Zukunftsthema: Es ist der perfekte Mix aus Heimat und Hightech, aus Tradition und Innovation“, betonte Bayerns Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, in seiner Videobotschaft. „Bauen im Bestand ist die Königsklasse – es bringt das Beste aus Architektur, Denkmal- und Klimaschutz zusammen. So auch bei den diesjährigen Projekten: Vom katholischen Knabenseminar zum lichtdurchfluteten Kunst-Tempel in Freising, von der industriellen Trafohalle zum backsteinernen Kultur-Leuchtturm an der Isar und vielem mehr – unsere Preisträgerinnen und Preisträger sind die Helden des Bauens. Durch ihren Einsatz und Mut lässt sich unser kulturelles Erbe erhalten und neu denken. Herzlichen Glückwunsch zur verdienten Auszeichnung – insbesondere an das Mozartareal in Würzburg, dem Gewinner des Staatspreises.“ 

Eine begleitende Publikation dokumentiert alle Preisträger, Anerkennungen sowie die Projekte der engeren Wahl und der Longlist. Das Buch „Preis Bauen im Bestand 2025“ ist im Dölling und Galitz Verlag in der Junius Verlag GmbH erschienen, herausgegeben von der Bayerischen Architektenkammer mit Texten von Ira Mazzoni. Weitere Informationen >>>

zuletzt editiert am 16. Oktober 2025