Der Industrieausschuss des Europäischen Parlaments hat seine Position zur Überarbeitung der Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie festgelegt: Bei Sanierungen setzt das Parlament durch eine Mindestanforderung für die Gebäudeenergieeffizienz auf eine Sanierungspflicht für den ineffizientesten Gebäudebestand. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. begrüßt das.
Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Verbands, betont, dass die Sanierungspflicht einen großen Schub für die Bauwirtschaft bringen wird: „Sie hat das Potenzial, die Sanierungsquote von aktuell circa einem Prozent endlich zu erhöhen und den Gebäudebestand effizienter zu machen.“
Auf europäischer Ebene wird zudem ein erster Schritt in Richtung einer Lebenszyklusbetrachtung von Bauwerken gemacht. Die Richtlinie sieht vor, zukünftig die sogenannte „graue Energie“ im Energieausweis des Gebäudes offenzulegen. Die Bauindustrie unterstütze diese ganzheitliche Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden, so der Verband in einer Pressemitteilung. Dies müsse jedoch frühzeitig geschehen, sodass schon in der Planung Einfluss auf den CO2-Fußabdruck genommen werden könne. Der Plan der EU greife daher noch zu kurz.
Bauindustrie begrüßt Quartiersansätze
Das EU-Parlament legt auch großen Wert auf Quartiersansätze, bei denen eine Vielzahl von Gebäuden effizient saniert, an effiziente Heiz- und Kältesysteme und Netze angeschlossen oder Gemeinschaften zur Nutzung von erneuerbaren Energien aufgebaut werden. Die Bauindustrie setzt sich dafür ein, die Sanierung von zusammenhängenden Gebäudebeständen voranzutreiben, um damit Skaleneffekte für den Umbau zu einem effizienteren Gebäudebestand zu erschließen und begrüßt daher dieses Vorhaben.
Die Pläne im Bereich Neubau sieht der Verband dagegen kritisch. Hier soll ein neuer Nullemissionsstandard eingeführt werden – ab 2026 für öffentliche Gebäude, für alle Gebäude ab 2028. Das Parlament will den von der Kommission vorgesehen Zeitplan damit noch einmal beschleunigen. „In der aktuellen Wohnungsbaukrise sind Richtlinien, die das Bauen teurer machen, absolutes Gift“, so Tim-Oliver Müller. „Die verschärften Anforderungen, die die EU vorsieht, müssen durch eine erhöhte Förderung unterstützt werden. Es muss jetzt verstärkt die Bezahlbarkeit von Wohnraum in den Fokus gerückt werden – auf nationaler wie auf EU-Ebene.“ Weitere Informationen >>>