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Die Stöße zwischen den Dämmplatten zeichnen sich unter dem Putz ab. Die fehlende Tropfkante führte zu Wasserflecken an der Unterseite der Attika. (Abb.: Caparol/Andreas Wiese)

Bauwerkserhaltung 2016-04-18T00:00:00Z Attika anders saniert

Mit Vorstellungskraft lassen sich knifflige Probleme auf ungewöhnliche Art lösen. An der umlaufenden Attika eines Wohnhauses in Neuss war die Wärmedämmung an der Attika wellig geworden. Außerdem fehlte eine Tropfkante, sodass Wasser in die geputzte und gedämmte Unterseite des Dachüberstandes lief. Anstatt die Attika zu verblenden, kam eine Putzlösung zum Einsatz, für die Tropfkanten wurde ein Bauteil umfunktioniert.

Als der Bungalow 2006 gedämmt wurde, hatte man an der Attika die Spannungen nicht ausreichend beachtet, die von Witterungseinflüssen zwischen den harten Schaumglasplatten als Dämmstoff und dem Putz hervorgerufen werden können. Dadurch zeichneten sich die Dämmplatten wellenförmig an der Oberfläche ab. Durch die fehlende Tropfkante bildeten sich immer wieder großflächige, feuchte Stellen mit Salzausblühungen.

Verputzt statt verblendet

Gemeinsam mit dem Neusser Malermeister Thomas Welter suchte der Architekt Klaus-Peter Unsel nach einer passenden Lösung: „Eine großflächige Verblendung der Attika mit Metallblech oder Schiefer kam nicht in Frage“, erinnert sich Unsel. Sie wäre bei einer Gesamtlänge der Attika von 56 Metern und einer Höhe von 80 Zentimetern sowohl kostspielig als auch gestalterisch nicht im Sinne des Bauherrn gewesen. Deshalb entschied man sich, die Attika zu verputzen.

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Der Putz gleicht nicht nur die Unebenheiten aus, er wurde auch in Bürstenoptik gestaltet. (Abb.: Caparol/Andreas Wiese)

Zunächst wurde der Untergrund auf Tragfähigkeit überprüft und gereinigt, anschließend auf dem vorhandenen Putz ein neuer Putzgrund aufgetragen. Dann wurde die gesamte Fläche mit einem mineralischen Werktrockenmörtel unter Einlage eines Armierungsgewebes armiert. „Mit diesem Aufbau konnten wir die Stoßkanten der Wärmedämmung ausgleichen“, berichtet Malermeister Welter. Nach der Trocknung wurde eine weitere Mörtelschicht aufgezogen und als Oberputz abgefilzt. Die neue Oberfläche lässt sich auf unterschiedlichste Weise gestalten. Der Bauherr entschied sich für eine kräftige Bürstenstrichoptik mit einer Ovalbürste, Den Abschluss bildet ein anthrazitfarbiger Anstrich.

Tropfkante aus Putzprofil hergestellt

Eine Herausforderung stellte die nicht vorhandene Tropfkante dar. Nur die vertikale Fläche der Attika sollte verputzt werden. Für die Unterseite des Dachüberstandes war vom Bauherrn ein einfacher Anstrich vorgesehen. „Wir konnten nachträglich nur in der Gesimsansicht ein Profil einspachteln, um eine Tropfkante zu bilden“, sagt Welter.

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Für die Tropfkante an der Unterseite der Attika musste eine kostensparende aber praktikable Lösung gefunden werden. (Abb.: Caparol/Andreas Wiese)

Allerdings gibt es kein Profil, das direkt für ein solches Vorgehen geeignet wäre. Fündig wurde man dann in Form eines Putzabschlussprofils. Das „Capatect-Putzabschlussprofil 661“ von Caparol ist eine gelochte Kunststoffschiene mit Abzugskante und fest verbundenem Gewebe-Anschlussstreifen. Sie dient eigentlich als Abschluss und zur Trennung von Putzbeschichtungen. „Wir haben bei diesem Objekt die Gewebefahne in die Armierungsebene eingespachtelt, das Profil aber so weit heruntergezogen, dass es einen Überstand zum Gesimsunterzug hat“, erklärt Welter: „Anschließend versiegelten wir die Hinterkante des Profils mit einem dauerelastischen PU-Dichtstoff.“

Ob das tatsächlich funktioniert, hat man an einem kleineren, etwa zwölf Meter langen Bereich über einen Zeitraum von mehreren Monaten erfolgreich getestet. Das Putzabschlussprofil wurde deshalb an der gesamten Attika als Tropfkante eingebaut. Die Unterseite des Dachüberstandes musste im Anschluss nur gestrichen, aber nicht nachgespachtelt werden.

„Diese Vorgehensweise lässt sich problemlos auch auf andere Objekte mit gedämmten Dachrandbereichen übertragen“, erklärt Unsel. Gerade bei Problemfällen, bei denen beispielsweise nur die Front aber nicht die Unterseite bearbeitet werden kann, sei das eine kostengünstige und zugleich optisch ansprechende Lösung.

Autor:

Dipl.-Ing. Kay-Uwe Müller

Bautafel

zuletzt editiert am 09. April 2021