Dr. Sebastian Golz war schon beim 21. Bauschadenstag 2019 in Nürnberg mit von der Partie. Auch bei der 22. Ausgabe wird sich der von ihm und Prof. Dr. Thomas Naumann gehaltene Vortrag mit dem Thema Vorbeugung von Hochwasserschäden beschäftigen. (Quelle: Linda Wiese / B+B Bauen im Bestand)

Bautenschutz 20. September 2021 22. Bauschadenstag: Hochwasserschäden – Ausweichen, Widerstehen und Anpassen

Der 22. Bauschadenstag von B+B Bauen im Bestand findet am 8. Oktober 2021 als Online-Event statt und widmet sich aus aktuellem Anlass der Analyse, Sanierung und Vorbeugung von Hochwasserschäden. Zur Unterstützung der Hochwasserbetroffenen in den Regionen von NRW und Rheinland-Pfalz spendet die Rudolf Müller Mediengruppe pro verkauftem Ticket 50,– Euro an die Aktion Deutschland Hilft.

Neben dem Umgang mit den entstandenen Schäden drängt im Ahrtal und anderen vom Juli-Hochwasser betroffenen Regionen schon jetzt ein andere Frage in den Vordergrund: Lassen sich Gebäude gegen derartige Überflutungen überhaupt schützen und wenn ja, wie? Mit dieser Frage beschäftigen sich auf dem 22. Bauschadenstag Prof. Dr. Thomas Naumann und Dr. Sebastian Golz von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden. Sie erforschen, wie sich Gebäude gegen Hochwasser schützen lassen. Der Fokus ihrer Forschung liegt dabei neben der Vorsorge bei Neubauten auch darauf, wie historische Gebäude so ausgestattet werden können, dass der Schaden im Überflutungsfall möglichst gering ist. Drei Prinzipien sind aus der Hochwasservorsorge bekannt: Ausweichen, Widerstehen und Anpassen. Dabei kann „Ausweichen“ sowohl bedeuten, dort zu bauen, wo die Gefahr durch Überschwemmungen niedrig ist, aber auch, hochwertige Nutzungen so weit wie möglich nach oben zu verlagern.  „Widerstehen“ beinhaltet zum Beispiel eine geeignete Abdichtung oder Hochwasserschutzwände zu errichten. „Anpassen“ bezieht sich beispielsweise auf die Verwendung weniger schadensanfälliger Baustoffe.

Hochwasserschutz für historische Gebäude ist teuer – aber möglich

„Ich würde niemandem raten, im Risikogebiet eine historische Immobilie zu erwerben. Im Neubau lassen sich Vorsorgeprinzipien günstiger umsetzen“, sagt Naumann. Dass es dennoch möglich ist, haben Naumann und Gölz beim 21. Bauschadenstag 2019 am Beispiel einer alten Apotheke gezeigt. Das Gebäude war zwischen 2002 und 2013 viermal von Hochwasser betroffen. Im Rahmen der Vorsorgeplanung wurde das Haus mit Schottplatten für Fenster und Türen versehen, die Bodenkonstruktion im Erdgeschoss hochwasserbeständig ausgestaltet. Zudem wurden alle nicht-tragenden Wände im Keller rückgebaut und eine Horizontalabdichtung eingebracht. Elektroinstallationen wurden in die erste Geschossdecke verlegt. Der Betrieb ist nun für den Hochwasserfall gerüstet: Medikamente und Waren lagern im ersten Obergeschoss. Die nunmehr mobile Inneneinrichtung der Verkaufsräume kann in kurzer Zeit über einen Aufzug in den ersten Stock gebracht werden.  Für die Kommune bedeutet das, dass die Apotheke, die für die Versorgung der ganzen Region wichtig ist, am Standort bestehen bleiben kann. Im Falle eines Hochwassers kann sie außerdem den Betrieb aus dem ersten Stock aufrechterhalten.

Neun Monate trocknen ist Standard

Neben der Vorbeugung beschäftigt sich unser 22. Bauschadenstag selbstverständlich auch mit der Sanierung der Schäden – schließlich trägt die Veranstaltung den Titel „Hochwasserschäden – analysieren, sanieren, vorbeugen“. Ein wichtiges Thema dabei ist die technische Trocknung. Bei Hochwasserschäden ist diese nicht vergleichbar mit der Trocknung bei Leitungswasserschäden. Bei Hochwasser dringt so viel Wasser in die Wände ein, dass es zu Trocknungszeiten von sechs bis neun Monaten kommt. Auch aufgrund der genannten Belastungen in porösen Materialien halten Gipskartonplatten und Dämmstoffe keinem Hochwasser Stand. „Rückbau“ ist deshalb ein zentrales Thema des Vortrags von Michael Resch. Er ist als Sachverständiger in der technischen Trocknung und in der Bauwerksdiagnostik tätig. Um die immensen Wassermassen aus einem Mauerwerk zu bekommen, benötige es mehr als einfache Trocknungsgeräte. „Auch wenn bei einem Hochwasserereignis alles verwendet wird, was irgendwie trocknet, die Leistung kleinerer Geräte reicht nicht aus. Adsorptionstrockner können außerdem durch Heizöl geschädigt werden“, sagte Resch. In der Mikrowellentrocknung sieht er Potenziale. Allerdings kann sie nur von geschulten Fachkräften sicher angewandt werden. „Heizstäbe, die in die Wand eingebracht werden, sind zum Beispiel auch geeignet. Sie brauchen aber viel Strom. Und den braucht nach einem Hochwasser jeder!“

In weiteren Vorträge wird darüber hinaus erklärt, wie man standort- und gebäudebezogen ermitteln kann, wie groß die Hochwassergefährdung für einzelne Gebäude überhaupt ist. Speziell eingegangen wird auch darauf, wie man bei Trocknung und Sanierung mit durch das Hochwasser eingetragenen und freigesetzten Schadstoffen umgehen kann. Auch das Thema Versicherung wird mit einem eigenen Vortrag angesprochen, denn sofern ein Betroffener versichert ist, soll die Sanierung baulicher Hochwasserschäden vertragsgemäß mit dem Versicherer abgestimmt werden.

Aufgrund der Corona-Pandemie findet der 22. Bauschadenstag 2021 als reines Online-Event statt. Der Livestream wird in Zusammenarbeit mit einer Media-Agentur aufgezeichnet; die Live-Übertragung erfolgt somit in TV-Qualität mit professioneller Video- und Tontechnik. Alle weiteren Infos zum 22. Bauschadenstag sowie die Möglichkeit, sich anzumelden, finden Sie hier.

zuletzt editiert am 20.09.2021