Der Bundesverband Schimmelpilzsanierung (BSS e.V.) besteht nun schon seit zwanzig Jahren – ein guter Anlass, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. Die Mitglieder des Verbands sind Experten in der Prävention, Begutachtung und Beseitigung von Schimmelpilzschäden in und an Gebäuden.
Der Bundesverband hat es sich zur Aufgabe gemacht, Verbraucher, Behörden und Fachbetriebe umfassend über die Gesundheitsrisiken durch mikrobiologische Belastungen sowie präventive Maßnahmen zur Schimmelvermeidung und die fachgerechte Beseitigung von Schimmelschäden zu informieren.
Auf der diesjährigen Pilztagung hatten wir die Gelegenheit, mit dem Vorstandsvorsitzenden des BSS, Stefan Betz, zu sprechen.
B+B: Herr Betz, der BSS besteht in diesem Jahr seit 20 Jahren. Wie haben Sie die Anfänge des Verbands erlebt?
Stefan Betz: Konkret begann die Erfolgsgeschichte des Bundesverbandes Schimmelpilzsanierung (BSS) vor 20 Jahren in Berlin. Am 24. Juli 2004 kamen Experten aus verschiedenen Berufsgruppen zusammen, darunter Innenraumdiagnostiker, Bausachverständige, Bauingenieure, Baubiologen, Bauunternehmer, Architekten, Rechtsanwälte sowie Techniker für Wasserschadentrocknung und Fachleute des Malerhandwerks, um den Verband zu gründen. Seitdem vereint der BSS e.V. interdisziplinär das gesamte Spektrum an Fachwissen, das für die Prävention, Begutachtung und Sanierung von Schimmelschäden notwendig ist. Einer der Gründungsmitglieder, Dr. Wolfgang Lorenz, spielt auch nach zwei Jahrzehnten eine zentrale Rolle in der Forschung und Lehre des Verbandes.
Ich persönlich habe mich schon vor der Gründung des Verbands mit Schimmelpilzen beschäftigt. Im Jahr 2002 gab es erstmalig vom Umweltbundesamt einen Leitfaden zum Thema Schimmelpilze - zur Prävention und Bewertung. Aufgrund des Leitfadens und der damit verbundenen Einordnung von Schimmel, hat sich quasi im Anschluss der Verband gegründet. Ich bin kurz nach der Gründung zum Verband gekommen und jetzt 19 Jahre dabei.
B+B: Welche Bedeutung hat das 20-jährige Bestehen des Verbands aus Ihrer Sicht?
Stefan Betz: Für mich ist wichtig, dass wir alle kollegial zusammenarbeiten. Dabei hat jeder sein Fachgebiet und seine Expertise, mit dem wir zusammengenommen viel bewegen können – quasi von der Theorie in die Praxis. In den vergangenen 20 Jahren ist viel passiert und viel zusammengewachsen, was ich sehr positiv finde.
In den Anfangsjahren des Verbandes, als das Thema Schimmel noch wenig Beachtung fand, engagierten sich die Mitglieder des BSS bereits intensiv für eine verstärkte Aufklärung. Bereits ein halbes Jahr nach der Gründung fanden öffentliche Informationsveranstaltungen statt, um Behörden und Fachbetriebe über die gesundheitlichen Risiken durch mikrobiologische Belastungen zu informieren. Ich selbst gehörte zu den ersten Absolventen des 2005 eingeführten Lehrgangs „Fachkraft für Schimmelpilzsanierung“. Mein Zertifikat erhielt ich damals von Dr. Wolfgang Lorenz, mit dem ich heute gemeinsam mit Karin E. Götz den BSS leite. Auf den Lehrgang A folgten weitere wegweisende Schulungsangebote, die maßgeblich zur Etablierung professioneller Schimmelsanierungen in Deutschland beitrugen. Auch die Gründungsmitglieder Robert Kussauer, der als Mitglied des Fachbeirats des BSS tätig ist, und Uwe Münzenberg, der als Dozent in BSS-Lehrgängen und Kursen sein Wissen und seine Erfahrung unermüdlich weitergibt, sind weiterhin aktiv.
BSS: Welche markanten Ereignisse haben den Verband seitdem besonders vorangebracht, bzw. sind Ihnen in Erinnerung geblieben?
Stefan Betz: Im Wesentlichen sind das zwei Krisen in den letzten Jahren – damit meine ich zum einen die Flutkatastrophe im Ahrtal sowie die Energiekrise aufgrund des Ukrainekriegs. Besonders bemerkenswert war das Engagement des BSS nach der Flutkatastrophe an Ahr und Erft im Jahr 2021. Mitglieder aus ganz Deutschland, darunter Florian Schwan, Helmut Gansohr, Tobias Doll, Karin E. Götz, Dr. Charlotte Herrnstadt, Robert Kussauer, Dr. Wolfgang Lorenz und ich bildeten das BSS-Hochwasserteam. Wir begutachteten und sanierten betroffene Gebäude und brachten nicht nur Fachkenntnisse ein, sondern leisteten auch einen wichtigen Beitrag, um den vor Ort herrschenden Fachkräftemangel zu mildern und den Betroffenen beim Wiederaufbau ihrer Existenz zu helfen - auch seelisch und moralisch. Zusätzlich wurden zwei Merkblätter mit praktischen Tipps zum Umgang mit Hochwasserschäden veröffentlicht.
Auch im Jahr 2022 haben wir auf aktuelle Entwicklungen reagiert. Die gestiegenen Energiekosten infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine führten im Winter 2022 zu einem veränderten Nutzungsverhalten vieler Verbraucher. Auf einem bundesweit beachteten Schimmelkonvent in Coburg wurde erörtert, wie man Energie sparen und gleichzeitig Schimmelbildung vermeiden kann. Um Wohnungseigentümern und Mietern in dieser schwierigen Situation zu helfen, veröffentlichte der BSS auch zu diesem Thema ein Merkblatt mit wichtigen Empfehlungen zum Heizen in Krisenzeiten.
BSS: Was sind aktuell die wichtigsten Verbandsziele?
Stefan Betz: Die wichtigsten Verbandsziele sind aus meiner Sicht die Erarbeitung neuer Lehrgänge zu weiteren Themen wie beispielsweise zur Schimmelpilzproblematik bei Feuchteschäden in Gebäuden aus Holzwerkstoffen. Dazu haben wir verbandsübergreifend eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit der Erarbeitung eines Leitfadens beschäftigt.
Auch für den Themenbereich „Hochwasser“ planen wir die Erarbeitung eines Leitfadens bzw. Ratgebers – also, was muss ich beachten oder auch welche Sofortmaßnahmen stehen an. Wir möchten bei diesen Themen als Ansprechpartner fungieren und unsere Erkenntnisse und unser Wissen weitergeben.
BSS: Was kommt Ihrer Meinung nach noch alles auf den Verband zu? Wo sehen Sie den Verband in 20 Jahren?
Stefan Betz: In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat der BSS maßgeblich zur Aufklärung über Schimmelpilzschäden beigetragen, Fachkräfte ausgebildet, Forschungsprojekte vorangetrieben und sich aktiv an gesellschaftlichen Herausforderungen wie der Corona-Pandemie und Naturkatastrophen beteiligt. Dank des unermüdlichen Einsatzes seiner Mitglieder hat der Verband einen positiven Einfluss auf die Branche und die Gesellschaft als Ganzes ausgeübt. Seit der Gründung im Jahr 2004 haben unsere Mitglieder wertvolle Beiträge zum präventiven Gesundheitsschutz und zur Sicherheit in Gebäuden geleistet sowie die Grundlage für eine professionelle und verantwortungsvolle Beseitigung von Schimmelschäden in Deutschland geschaffen. Als derzeitiger Vorstand setzen Karin E. Götz, Dr. Wolfgang Lorenz und ich uns dafür ein, diesen erfolgreichen Weg auch in Zukunft fortzusetzen. Ein zentraler Bestandteil bleibt dabei die aktive Teilnahme an Fachveranstaltungen, die Mitarbeit in Fachgremien sowie die Entwicklung und Durchführung praxisorientierter und branchenrelevanter Weiterbildungsmaßnahmen.
BSS: Was ist Ihr größter Wunsch, den Sie persönlich für den BSS und für die Zukunft haben?
Stefan Betz: Das kann ich auf einen kurzen Nenner bringen: Ich wünsche mir mehr Miteinander und weniger Gegeneinander!