Eine Reihe massiver Betonpfeiler, die eine Autobahnbrücke stützen, mit Blick auf die darunterliegende Landschaft.
16.000 Brücken im deutschen Fernstraßennetz sind marode – sagt die Organisation Transport & Environment. (Quelle: pixabay)

Betoninstandsetzung 2025-04-17T07:15:00Z 16.000 marode Brücken

Die Zahl maroder Brücken ist laut einer aktuellen Studie der Organisation Transport & Environment (T&E) größer als bislang angenommen: Knapp 6.000 und damit rund ein Viertel aller Brücken im deutschen Fernstraßennetz müssen demnach durch einen Neubau ersetzt, weitere 10.000 mindestens verstärkt oder ebenfalls neu gebaut werden.

Der gesamte Investitionsbedarf beläuft sich nach Einschätzung von T&E auf knapp 100 Milliarden Euro. Das Verkehrsministerium (BMDV) unterschätze nach wie vor, wie schlecht es um die Brücken im Straßennetz steht. Das Modernisierungsprogramm des Ministeriums sieht bislang nur rund 4.000 Ersatzneubauten bis 2030 vor – vor allem entlang des europäischen Trans-Europäischen-Transport-Netzwerkes. Diese Priorisierung sei zu eng gefasst, so T&E. Es fehlten über 12.000 weitere Brücken im Autobahnnetz, die nach den Kriterien des Bundes ebenfalls ersetzt oder neu gebaut werden müssten. Werde die Sanierung dieser Brücken verschleppt, seien sie anfälliger für Verschleiß, was mittelfristig zu noch höheren Kosten führe. 

 „Wir wissen eigentlich genau, welche Brücke schnell saniert werden muss“, betont Benedikt Heyl, Senior Analyst bei T&E Deutschland und einer der Autoren der Studie. „Doch das Verkehrsministerium hinkt den Notwendigkeiten so weit hinterher, dass die Autobahn GmbH inzwischen eine Triage bei der Modernisierung von Straßenbrücken durchführt. Das ist absurd und teuer, denn jede verschleppte Sanierung kostet in Zukunft noch viel mehr.“ 

Die Studie weist zudem auf eine nicht minder massive Lücke bei den Brücken hin, die sich nicht in Bundeshand befinden: Drei Viertel des deutschen Straßennetzes liegen in der Verantwortung von Ländern und Kommunen. Einheitliche Daten zum Zustand dieser Brücken existieren nicht. Einzelne Erhebungen zeigen, dass auch hier ein erheblicher Teil der Bauwerke marode ist. Der Investitionsbedarf für kommunale Straßenbrücken beläuft sich nach Angaben des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) auf über 46 Milliarden Euro. Mindestens weitere 10 Milliarden Euro entfallen in die Zuständigkeit der Bundesländer. 

Angesichts dieser Lage hat T&E einen Forderungskatalog an die künftige Bundesregierung zusammengestellt: 

  • Erhalt vor Neubau: Vorrang für Sanierung und Instandhaltung statt neuer Autobahnen und Bundesstraßen
  • Kommunen unterstützen: Bereitstellung finanzieller Mittel für die kommunale Infrastruktur
  • Langfristige Finanzierung sichern: Der Erhalt von Brücken sei eine Daueraufgabe und müsse langfristig gesichert werden
  • Verkehrswende fördern: Priorisierung von Investitionen, die den Güterverkehr auf die Schiene verlagern
  • Klimaschutz mitdenken: Verbindlicher Einsatz von grünem Stahl und Zement bei Ersatzbauten

„Deutschland braucht eine strategische Kehrtwende: Wer in Zeiten einstürzender Brücken und Klimakrise noch von Straßenneubauten träumt, hat den Ernst der Lage nicht erkannt. Jetzt muss jeder Cent, der für die Straßeninfrastruktur vorgesehen ist, in die Sanierung fließen“, so Heyl. Weitere Informationen >>>

zuletzt editiert am 29. April 2025