Bereits zum 10. Mal war die DCONex der Treffpunkt rund um das Thema Schadstoffmanagement. An den zwei Veranstaltungstagen kamen rund 550 Kongressteilnehmer und Fachbesucher zur Jubiläums-DCONex in die Messe Essen.
Im Programm stellten rund 40 Referenten aktuelle Themen und Entwicklungen der Branche vor; in der begleitenden Fachausstellung präsentierten gut 40 Aussteller ihre Angebote und Produkte rund um das Schadstoffmanagement. Die ersten beiden Referenten der DCONex beschäftigten sich am Mittwochmorgen mit dem Thema „Neue Entwicklungen seit der DCONex 2022 – was hat sich getan und was bedeutet das für die Praxis?“
Grünes Licht für die überarbeitete Gefahrstoffverordnung gab Dipl.-Ing. Andrea Bonner von der BG Bau in Karlsruhe zu Beginn der Vortragsreihe. Ende Januar werde die Überarbeitung endlich als Ressortumfrage veröffentlicht und erlange dann vermutlich zu Ende des zweiten Quartals ihre Gültigkeit. Bei der Überarbeitung wurden beispielsweise neue Erkenntnisse hinsichtlich des Asbest-Vorkommens in Putzen, Abdichtungen etc. berücksichtigt, die wiederum automatisch neue Schutzmaßnahmen erfordern. Aber auch Begrifflichkeiten wie beispielsweise Abbruch, Sanierung und Instandsetzung wurden noch einmal klarer definiert, u.a. um die Vollzugskontrolle auf den Baustellen zu erleichtern.
Im Themenblock „Blickpunkt Schimmel“ stellte Dr. Christoph Trautmann unter dem Titel „Probenahme und Bewertung von Fäkalbakterien“ die Ergebnisse eines internen Forschungsprojektes zur Hintergrundkonzentration von Fäkalkeimen vor, bei denen die allgemeine Verbreitung beziehungsweise Hintergrundwerte von coliformen Bakterien und Enterokokken im genutzten häuslichen Umfeld ermittelt wurden. Zusätzliche Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt sind biologische Daten durch Angaben zu Fäkalbakterien, die häufig bei Fäkalschäden auftreten sowie zu deren üblichen Konzentrationsbereichen.
VDB-Leitfaden für die Umsetzung der Biozid-Verordnung

Darüber hinaus stellte er die Neufassung des VDB-Leitfadens für die Umsetzung der Biozid-Verordnung vor. Der Leitfaden enthält wichtige Hinweise zum Arbeitsschutz und ein allgemeines Schema mit den notwendigen Schritten einer Sanierung von Fäkalschaden. Nicht nur für Sanierungsfachbetriebe, sondern auch für Sachverständige, welche Sanierungskonzepte erstellen, dürfte die von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BauA) geführte Datenbank der zurzeit in Deutschland zugelassenen Biozide sowie eine weitere Suchmaske zur Recherche nach bisher verwendeten Bioziden von Relevanz sein. Am Ende des Leitfadens ist daher ein kurzer Überblick gegeben, wo man die Datenbanken im Internet findet und wie eine Recherche erfolgen kann.
Im Nachmittagsblock „Blickpunkt Radon“ stellten Dipl.-Ing. Richard Zinken und Gerd Streckenbach anhand eines Beispiels eine Radon-Sanierung und -Monitoring im Rahmen eines Großprojekts vor. Die aus dem Großprojekt gewonnenen Erkenntnisse hätten zu einem quasi-prozess-sicheren Radon-Sanierungsverfahren geführt. Es sei sicherlich als Meilenstein zu betrachten und zu kommunizieren, dass Radonsanierungen auf Basis solider und relevanter Messdaten systematisch und genau planbar und in der Folge auch sicher ausführbar seien. Die Nutzung der beschriebenen Technik führe zu sehr wirtschaftlichen und effizienten Radon-Sanierungen, mit einem gut planbaren und vorhersehbaren Erfolg.
Am Donnerstag-Morgen referierte RA Goetz Michaelis in einem sehr lebendigen Vortrag über die Verantwortlichkeit und Haftung von Bauherren, Planern und Schadstoff-Sachverständigen. Er arbeitete sich durch die verschiedenen Stadien einer Mängelanzeige und bemerkte zum Schluss, dass es für eine ordnungsgemäße Mängelanzeige ausreiche, wenn dieser die jeweiligen Mangelerscheinungen nach der Symptomrechtsprechung ausreichend genau bezeichne. Damit seien dann nämlich zugleich auch alle Ursachen für die bezeichneten Symptome erfasst. Weitere Aufforderungen zur Mängelbeseitigung seien dagegen entbehrlich, wenn der Auftragnehmer oder der Architekt die Mängelbeseitigung eindeutig von der vorherigen Zahlung des Restwerklohns abhängig mache oder sogar ablehne.
Kontroverse Diskussion um historische Auffüllungen aus Asbest
Sehr kontrovers wurde im folgenden Themenblock „Forschung und Praxis bei Bau- und Abbruchabfällen“ diskutiert. Dipl.-Geologe Dr. Michael Kerth stellte hier eine „Exemplarische Untersuchung von historischen Auffüllungen aus Asbest“ vor. Er resümierte, dass aus den stichprobenartigen Untersuchungen abzuleiten sei, dass in „historischen“ mineralischen Auffüllungen Asbest sehr häufig nachweisbar wären, zum Teil auch im Hinblick auf die Abfalleinstufung relevanter Masseanteile. Durch weitergehende Untersuchungen müsse ermittelt werden, mit welchen Freisetzungen von Asbestfasern real zu rechnen sei. Zum anderen müssten Beurteilungswerte für Asbest im Boden entsprechend den bodenschutzrechtlichen Bewertungsmaßstäben abgeleitet werden.
Zum Abschluss der Veranstaltung sprachen u.a. Dipl.-Chem. Dr. F. Jörg Wohlgemuth und Dipl.-Ing. Christoph Hohlweck im Themenblock „Sanierung flüchtiger organischer Verbindungen“ über die Potentiale der Vakuumtechnik in der Schadstoffsanierung von VOC/SVOC“. Sie betonten, dass Feldversuche zeigten, dass eine Schadstoffentfrachtung von porösen Materialien wie Beton mit der Vakuumtechnik möglich sei und dass das vorgestellte Verfahren grundsätzlich im Bereich von VOC- und im SVOC-Kontamination einsetzbar wäre. Forschungsbedarf bestehe hinsichtlich möglicher Prozessoptimierungen etwa durch Verwendung von Zusätzen (beispielsweise Tenside) oder auch durch gezielte Druckwechsel oder pulsierende Druckverläufe. Neben der Sanierung von Bausubstanz sei der Einsatz von Vakuumtechnik auch für verunreinigtes Inventar (Bücher, Möbel, etc.) denkbar.
Auf nach Münster
Insgesamt zogen der Gesamtverband Schadstoffsanierung GVSS und die Rudolf Müller Mediengruppe als fachliche Träger der DCONex und die AFAG Messen und Ausstellungen GmbH als DCONex-Veranstalter für die Jubiläums-DCONex eine positive Bilanz, so Markus Langenbach, Leitung Programm Bau-Ausbau, Rudolf Müller Mediengruppe: „Die Rudolf Müller Mediengruppe ist mit dem Verlauf der 10. DCONex im Januar 2023 äußerst zufrieden. Die hohe Teilnehmerzahl zeigt den Nutzen und Stellenwert dieser Präsenzveranstaltung. Im Bereich der Schadstoffsanierung gibt es noch vielfältige Aufgaben, die Veranstalter wollen mit der DCONex wachsen – und freuen sich daher auf die neuen Räumlichkeiten im MCC Münster zur 11. DCONex am 23. und 24. Januar 2024 in Münster.“
Alles in allem kann man sicher sagen, dass es auch diesmal wieder eine interessante Veranstaltung war, die die Teilnehmer mit fachlichen Impulsen, kontroversen Diskussionen und Ideen bereichert hat. Wenn Sie mehr über die Veranstaltung erfahren und mitdiskutieren möchten, besuchen Sie uns im nächsten Jahr in Münster – wir freuen uns! Weitere Informationen >>>
Andrea Papkalla-Geisweid