Nachtraegliche_Horizontalabdichtung
Beim „Alten Bahnhof“ in Löningen wurde zur Instandsetzung des feuchten Mauerwerks das Injektionsverfahren mit einer Micro-Emulsion in Cremekonsistenz ausgeführt. (Abb.: Franz-Josef Hölzen)

Bauwerksabdichtung 2013-09-24T00:00:00Z Gegen die Feuchtigkeit cremen

Neben den wenig umstrittenen mechanischen Verfahren spielen Injektionsverfahren gegen kapillar aufsteigende Mauerfeuchtigkeit eine wichtige Rolle. In diesem Beitrag soll speziell auf die Injektion mit „Neuen Systemen“ eingegangen werden. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um hydrophobierende Injektionsmittel.

Mauerwerksinjektionen gegen kapillar aufsteigende Feuchte im Bohrlochverfahren sind nicht nur seit über 60 Jahren praxisbewährt, sondern neben den sogenannten mechanischen Verfahren eine in Fachkreisen „allgemein anerkannte und gebräuchliche Technik“ zur Instandsetzung von feuchtem Mauerwerk. Injektionen sind Verfahren, bei denen mit oder ohne Druck Hohlräume eines Baustoffs oder Mauerwerks mit einem Injektionsmittel getränkt werden. Diese Hohlräume können grundsätzlich Risse, Fehlstellen, Poren oder Kapillaren sein. Durch eine geeignete Verfahrenstechnik muss dafür gesorgt werden, dass die Hohlraumfüllung quantitativ erreicht wird. Bei Rissen und Fehlstellen (hohlräumiges Mauerwerk) ist dies problemlos möglich.

Das flüssige Injektionsmittel fließt fast ohne Druck in den Hohlraum und füllt ihn auf. Im Poren- und Kapillarsystem eines Baustoffs herrschen jedoch etwas andere physikalische Gesetze. Dabei muss bedacht werden, dass an einem feuchten Mauerwerk, je nach kapillarem Durchfeuchtungsgrad, ein Teil der Kapillaren bereits mit Wasser gefüllt sind. Das heißt, mit steigendem kapillaren Durchfeuchtungsgrad wird das verfügbare und zugängliche Restporenvolumen immer kleiner. Unter Druck dagegen ist es möglich, das zusätzliche Volumen zum Beispiel der Luftporen zu füllen und die Feuchteverteilung im Mauerwerk oder Baustoff neu zu ordnen. So kann Wasser aus den Kapillaren gedrückt werden und Raum für das Eindringen des eigentlichen Injektionsmittels geschaffen werden. Die ersten wirksamen porenverengenden und hydrophobierenden Kombinationsprodukte wurden in optimierter Rezeptierung (alkaliarme Kieselsäurepräparate) mit Erfolg eingesetzt. Daneben haben sich in den 1990er-Jahren die hydrophobierenden Silicon-Micro-Emulsionen als Konzentrat (SMK) etabliert. In allen vorgenannten Fällen ist für inhomogenes Mauerwerk mit größerer Hohlräumigkeit eine Vorbehandlung mit Spezialmörtel nötig.

Die neueste Entwicklung ist eine anwendungsfertige, hydrophobierende Micro-Emulsion in Cremekonsistenz, die Hohlräume und Kavernen direkt ausfüllt. Diese „Injektionscreme“ kann dadurch in nahezu waagerechten Bohrlöchern mit druckloser Füllung oder unter Druckbeaufschlagung eingebracht werden. Dieses Verfahren wurde bei der Instandsetzung des „Alten Bahnhofs“ in Löningen vor wenigen Jahren angewandt. Das Bahnhofsgebäude wird heute als ein Teil der Stadtverwaltung genutzt.

Voruntersuchungen bestimmen das Injektionsverfahren

Als Grundlage von Sanierungsmaßnahmen gegen Mauerfeuchtigkeit ist es vor Festlegung des Injektionsverfahrens notwendig, eingehende Voruntersuchungen im Rahmen einer Bauzustandsanalyse durchzuführen. Neben der Ermittlung von feuchtetechnischen Kennwerten ist zunächst das zu injizierende Mauerwerk hinsichtlich Baustoffart, Geometrie, Homogenität/Klüftigkeit, Rissbildung, Mehrschaligkeit, Festigkeit und Standsicherheit zu überprüfen.

Dies er Beitrag ist Teil eines Artikels au s   B+B BAUEN IM BESTAND , Ausgabe 02.2013

Autoren: Franz Joseph Hölzen

zuletzt editiert am 09. April 2021