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Gut besucht war das 3. B+B FORUM am 1. Oktober in Köln. (Abb.: B+B BAUEN IM BESTAND/M. Henke)

Bauwerkserhaltung 2013-10-02T00:00:00Z B+B FORUM: Feuchte stand im Mittelpunkt

Beim von mehr als 70 Teilnehmern besuchten 3. B+B FORUM Bautenschutz am 1. Oktober 2013 in Köln drehte sich alles um die Feuchtigkeit – wenn auch aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.

So ging es Prof. Dr. Dr. Helmuth Venzmer vom Dahlberg-Institut in Wismar in seinem Vortrag darum, Methoden und Messverfahren vorzustellen, mit denen man Feuchtigkeit in Bauteilen und ihre Verteilung besonders gut ermitteln kann. Das genaueste Messverfahren sei das gravimetrische Verfahren, bei dem Proben genommen und diese getrocknet werden, um den Feuchtegehalt zu ermitteln. Da das Verfahren aber zerstörend und damit die Messung auch nicht wiederholbar sei, können mit ihm nur schlecht zeitliche Verläufe des Feuchtigkeitsgehalts ermittelt werden. Da Feuchtigkeit in Bauteilen je nach Umgebungsbedingungen schwanke, sei es immer wichtig, auch den Zeitpunkt der Messung beziehungsweise der Probenahme anzugeben, erklärte Venzmer.

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Prof. Dr. Rainer Hohmann informierte über nachträgliche Abdichtung mit Schleierinjektionen und WU-Beton-Konstruktionen. (Abb.: B+B BAUEN IM BESTAND/M. Henke)

Das gravimetrische Messverfahren kann auch eingesetzt werden, um elektrische Feuchtemessgeräte objektbezogen zu kalibrieren. Nur dann können mit ihnen auch absolute Feuchtewerte ermittelt werden, betonte Venzmer. Zu beachten sei dabei aber, dass diese Geräte oft nur eine eingeschränkte Messtiefe erfassten. In manchen Fällen sei es aber wesentlich, die Feuchtigkeit in unterschiedlichen Bauteiltiefen zu ermitteln, um zu den gewünschten Erkenntnissen zu kommen. Ein Verfahren, das dieses leistet, ist zum Beispiel die Tomografie. Venzmer stellte vor, wie diese mit Bauwerkscans gekoppelt werden, um zu umfassenden topografischen Darstellungen der Bauwerksfeuchte zu gelangen.

Letztlich komme es darauf an, genau die Aufgabenstellung zu kennen und für diese eine geeignete Messmethode auszuwählen, ergänzte Dr. Wolfgang Lorenz in der anschließenden Diskussion. Es gebe keine richtigen oder falschen Messmethoden, sondern nur passende oder unpassende.

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Beim Feuchtemesspraktikum konnte man sein mitgebrachtes Messgerät an definierten Probekörpern testen. (Abb.: B+B BAUEN IM BESTAND/M. Henke)

Wenn das Grundwasser steigt

Wie man ein Bauwerk vor Feuchtigkeit schützen kann, wenn der Grundwasserspiegel steigt, erläuterte Prof. Dr. Rainer Hohmann von der Fachhochschule Dortmund. Dieser Fall trete häufiger auf, zum Beispiel wenn Industriebetriebe ihre Wasserentnahme deutlich reduzierten, die Kanalisation saniert werde, Gewässer renaturiert oder in Regionen mit stillgelegtem Tagebau die Pumpen abgestellt würden.

Er stellte zwei Möglichkeiten vor, Keller nachträglich vor diesen veränderten Feuchtelasten zu schützen: die Schleiervergelung und die Verstärkung mit nachträglich einzubauenden WU-Betonkonstruktionen. Bei letzterer handele es sich um eine objektbezogene Maßanfertigung, die in der Regel eine enge Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner erfordere. Die Fachzeitschrift B+B BAUEN IM BESTAND wird in den kommenden Ausgaben über beide Verfahren ausführlich berichten.

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Viele Teilnehmer informierten sich an den Ständen der Aussteller Allegra, Dernoton, Desoi und Klimagriff. (Abb.: B+B BAUEN IM BESTAND/M. Henke)

Mit der Feuchtigkeit kommen Pilze und Schadstoffemissionen

Dass Feuchtebelastungen und -schäden Folgen, wie Schimmelpilzbefall oder Schadstoffbelastungen, nach sich ziehen, war das Thema der folgenden Referenten. So zeigte zum Beispiel Dr. Wolfgang Lorenz vom Institut für Innenraumdiagnostik in Düsseldorf, dass zu viel Feuchtigkeit Emissionen aus Baustoffen oder Inventar verstärken oder auch erst zur Bildung von Schadstoffen führen kann. Deshalb gehöre zur Sanierung immer dazu, auch die Ursache für die erhöhte Feuchtigkeit zu beheben.

Wie schwierig es ist, Feuchtigkeit nach einer energetischen Sanierung regelmäßig in ausreichendem Maße abzuführen, zeigten Dr. Florian Mayer und Dr. Gunnar Grün vom Fraunhofer Institut für Bauphysik in Holzkirchen. Grün wies insbesondere darauf hin, dass die Lüftung zum Feuchteschutz, selbst wenn diese durch eine mechanische Lüftungsanlage sichergestellt werde, in energetisch sanierter Wohnungen oft nicht ausreiche, um Schimmelpilzwachstum sicher zu vermeiden. Diese Lüftungsstufe sei nur dafür ausgelegt, den Feuchteschutz bei Abwesenheit des Nutzers zu gewährleisten. Werde die Feuchtelast durch die Nutzung erhöht, müsse eine höhere Lüftungsstufe gewählt werden.

B+B BAUEN IM BESTAND wird in der November-Ausgabe ausführlicher über ausgewählte Inhalte des B+B FORUMS berichten.

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Der Film zur Veranstaltung liegt in der Filmgalerie .

Michael Henke

zuletzt editiert am 09. April 2021